Münster. Seit mehr als zwei Wochen ruht der Schlachtbetrieb bei Tönnies in Rheda-Wiederbrück. Schweinemäster geraten unter Druck und fordern Lösungen.
Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) sieht laut einer Pressemitteilung von Donnerstag mit großer Sorge, dass es auch zwei Wochen nach der Corona-bedingten Schließung des Tönnnies-Schlachthofs in Rheda immer noch unklar ist, wann dort der Betrieb wieder anlaufen kann.
Der Verband verlangt eine zügige, schrittweise Öffnung des Schlachthofs. Dies gebiete die "Verantwortung für Mensch und Tier". Die heimische Tierhaltung kämpfe mehr und mehr mit Platzproblemen.
"Nach 14 Tagen muss die Frage nach der Öffnung erlaubt sein"
„Die Gesundheit der Beschäftigten und der Bevölkerung vor Ort müssen bei allen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens weiterhin oberste Priorität haben. 14 Tage nach der Schließung des Schlachthofs muss jedoch die Frage erlaubt sein, warum immer noch nicht klar ist, wann der Betrieb in Rheda – zumindest schrittweise – wieder aufgenommen werden kann", sagte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier
Politik, Verwaltung und Unternehmen hätten ein "vergleichbares Problem im Westfleisch-Schlachthof Coesfeld" vor kurzem innerhalb von gut einer Woche gelöst. "Jetzt erleben wir, dass sich maßgebliche Personen lieber um die eigene Profilierung kümmern und politische Machtkämpfe auf dem Rücken der Bauern austragen. Hierfür fehlt mir jegliches Verständnis", wettert Beringmeier. Jeder Tag, der damit "verschwendet" werde, erhöhe den Druck auf den Höfen und zeuge von fehlendem Verantwortungsgefühl“.
Bauern versuchen Platz zu schaffen
Laut dem Verband hätten heimische Schweinehalter auf die stockende Abnahme von Schlachtschweinen bisher eigenverantwortlich reagiert und, wo immer erforderlich, für ihre schlachtreifen Tiere neuen Raum auf den Höfen geschaffen. Dies könne jedoch keine Dauerlösung sein.
Inzwischen berichten auch Schweinehalter, die feste Verträge mit Tönnies haben, von großen Problemen, einen Abnehmer für diese Tiere zu finden. Die Tiere würden durch die fortgesetzte Mast immer größer, kosteten Geld für Futter und erzielten wegen des fetteren Fleisches am Ende nicht die üblichen Marktpreise. Wenn neue Ferkel geliefert werden, wissen viele Landwirte nicht mehr, wo sie die Schweine unterbringen sollen. Lange Transportwege zu anderen Schlachthöfen quälen die Tiere zusätzlich, heißt es.
"Bis auf Weiteres" bleibt der Tönnies-Schlachthof zu
Eine Prognose, wie lange der Tönnies-Betrieb noch pausieren muss, gibt die Landesregierung nicht. „Der Betrieb ist und bleibt bis auf Weiteres geschlossen“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zu Beginn der Woche.
Arbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) zählte auf, welche Hürden vor einer Wiedereröffnung stehen: Tönnies müsse zunächst ein Konzept vorlegen, wie er sich eine Inbetriebnahme vorstellt, unter Beachtung des Arbeitsschutzes und der Hygiene. Die Gesundheitsbehörden im Kreis Gütersloh müssten dann dieses Konzept bewerten. Außerdem stünden zahlreiche Tönnies-Mitarbeiter derzeit nicht zur Verfügung, weil sie in Quarantäne seien.