Düsseldorf. Der Schlachthof Tönnies in Rheda Wiedenbrück darf “erst wieder öffnen, wenn von ihm keine Gefahr mehr ausgeht“, so der Landrat in Gütersloh.
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Aufatmen in den 13 Gemeinden im Kreis Warendorf, Durchhalten in Gütersloh: Der Lockdown im Kreis Warendorf wird zum 1. Juli nach einer Woche aufgehoben. Das hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag bekannt gegeben. Im Kreis Gütersloh wird der Lockdown hingegen um eine Woche bis einschließlich 7. Juli verlängert.
Zwar stimme das Infektionsgeschehen auch dort optimistisch: Allerdings stünden noch 3007 Ergebnisse aus, was durch Meldeverzögerungen nach den Testungen bei Hausärzten zu erklären sei. Entsprechend sollen die vergleichsweise strengen Corona-Auflagen sieben weitere Tage gelten. „Das Virus ist im Kreis Gütersloh nicht verbreitet“, stellte Laschet dennoch klar. Ein Überspringen der Infektionen in die breite Bevölkerung habe vermieden werden können, wie die Auswertung von insgesamt 38.000 Tests in den beiden betroffenen Landkreisen ergeben habe. "Das war die größt angelegte Testung in Deutschland seit Beginn der Pandemie", sagte Laschet und lobte den Kraftakt. Acht Testzentren waren binnen kurzer Zeit in den beiden betroffenen Kreisen errichtet worden. Die Bundeswehr unterstützte die Kräfte vor Ort.
Landrat Adenauer begrüßt Verlängerung des Lockdowns
Für die Verlängerung des Lockdowns in Gütersloh hat Laschet die Rückendeckung von Sven-Georg Adenauer, Landrat im Kreis Gütersloh: "Ich begrüße den verlängerten Lockdown, da wir bei der Sieben-Tage-Inzidenz nachwievor klar über der Marke von 50 Neuinfektionen liegen nämlich bei 112. Aber der Trend macht Mut." Von den 14.321 Tests im Kreis Gütersloh seien nur wenige positiv, hieß es. Die Testzentren im Kreis Gütersloh sollen auch über den 3. Juli hinaus ihre Arbeit fortsetzen. Auch das Engagement der Bundeswehr würde Adenauer gern verlängern. Entsprechende Anträge habe er bereits gestellt.
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Gemeinsam mit Laschet appellierte er, die Bevölkerung im Kreis Gütersloh nicht länger zu stigmatisieren. Laschet zeigte sich froh, "dass Österreichs Kanzler Kurz die Reisebeschränkungen für NRW wieder aufgehoben hat". Die beiden hatten am Wochenende miteiander gesprochen. Darüber hinaus zog Laschet viele Experten zu Rat, darunter den Leiter des Zentrums für Klinische Epidemiologie an der Uniklinik Essen, Prof. Andreas Stang.
Dieser komme zu dem Schluss, "dass es kein erhöhtes Infektionsgeschehen in Warendorf gibt", sagte Laschet. Weniger als eine Woche nach dem zweiten Lockdown stimmten die Ergebnisse zuversichtlich, dass der Coronaausbruch bei Tönnies auch in Gütersloh nur zu einer leichten Erhöhung der Infektionszahlen geführt habe.
Die Zweifel an den regional beschränkten Lockdown-Maßnahmen werden lauter. Armin Laschet will den anderen Ministerpräsidenten und der Bundesregierung vorschlagen, in solchen Fällen künftig nur jene Orte mit einem Lockdown zu versehen, an denen es tatsächlich Corona-Probleme gibt. „Das würde zu mehr Akzeptanz der Maßnahmen führen“, meinte Landrat Olaf Gericke. Im Kreis Warendorf habe es zum Beispiel in fünf von 13 Gemeinden keine Corona-Fälle gegeben.
Lage in NRW "so gut wie es sich vor Wochen keiner vorstellen konnte"
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) beurteilt die Corona-Lage in Nordrhein-Westfalen trotz des massiven Ausbruchs bei Tönnies optimistisch. Die Lage sei so gut „wie es sich vor Wochen keiner vorstellen konnte“, sagte Laumann am Montag in Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen gebe es aktuell noch 3881 Infizierte. Von ihnen seien 232 im Krankenhaus, 75 würden auf einer Intensivstation behandelt. Es werde aber immer wieder ein Aufflammen der Pandemie „an der einen oder anderen Stelle“ geben, warnte Laumann. Deshalb sei es wichtig, dass bei Infektionen die Nachverfolgung der Kontaktpersonen funktioniere.
OVG Münster bestätigte befristeten Lockdown in betroffenen Landkreisen
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Am Morgen hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) des Landes den eingeschränkten Lockdown im Kreis Gütersloh als rechtmäßig bewertet. Ein Bewohner der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock hatte die Überprüfung einer Landesverordnung verlangt. Der Antragsteller hatte kritisiert, dass der gesamte Kreis unter Generalverdacht gestellt wird, obwohl es in einigen Städten kaum oder keine Infizierte gibt. Diese Ansicht teilt das OVG nicht.
Die Gefahr der Übertragung des Corona-Virus von Tönnies-Mitarbeitern sei durchaus gegeben. Das Gericht gab der Landesregierung aber Hinweise mit auf den Weg: Das Land müsse die Regelung fortwährend überprüfen und eventuell auch vor Ablauf der Geltungsdauer aufheben - und zwar dann, wenn mit Daten belegbar sei, dass das Virus nicht auf die übrige Bevölkerung übergesprungen sei.
Tönnies darf erst dann wieder öffnen, "wenn keine Gefahr mehr für die Bevölkerung ausgeht"
Bei den für die Landkreise anfallenden Kosten für die Tests der Bevölkerung äußerte sich der Warendorfer Landrat an der Seite von Laschet eindeutig. „Alle Kosten, die nicht von Dritten übernommen werden und die sonst bei der Kreisverwaltung hängen bleiben würden, die packe ich in einen großen Umschlag und schicke ihn nach Rheda-Wiedenbrück“, sagte Olaf Gericke (CDU). In Rheda-Wiedenbrück sitzt die Firmenzentrale von Tönnies.
Ein Termin für die Wiedereröffnung des Tönnies-Schlachthofs ist noch nicht absehbar. Das machte der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) deutlich. Man werde den Betrieb erst wieder erlauben, wenn keine Gefährdung für die Bevölkerung mehr ausgehe. Die Firma Tönnies habe bis dahin noch „viele Hausaufgaben zu erledigen“, so Adenauer in Düsseldorf.
(mit dpa)