Essen. CDU, SPD und Grüne wollen das politisches Profil bei der ersten Direktwahl stärken. Die Kandidatenliste birgt einige Überraschungen.
Im Ringen um ein stärkeres politisches Profil für das künftig direkt gewählte Ruhrparlament setzen die tragenden Parteien auf einen personellen Neustart. Zwar stehen parteiintern letzte Entscheidungen über die Kandidatenlisten noch aus. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass die RVR-Verbandsversammlung nach der Direktwahl am 13. September ein deutlich anderes Gesicht bekommen wird als das bisher indirekt über die Stadträte der Ruhrgebietskommunen besetzte Gremium.
Ruhrgebietsmanager auf Platz eins der CDU
Die größte Überraschung bereitet derzeit die Union vor. Auf Vorschlag des Vorstands der Ruhr-CDU soll die Delegiertenkonferenz am 19. Juni mit Hans-Peter Noll einen prominenten Ruhrgebietsmanager auf Platz eins der Kandidatenliste heben. Der langjährige Chef der RAG Montan Immobilien AG, der 2017 an die Spitze der Stiftung Zollverein in Essen wechselte, gilt als ausgewiesener Kenner des Ruhrgebiets und Experte für den Strukturwandel. Politisch in Erscheinung getreten ist das langjährige CDU-Mitglied dagegen bisher nur als sachkundiger Bürger im Planungsausschuss seiner Heimatstadt Herne. „Mit Professor Noll ist es uns gelungen, jemanden zu gewinnen, der nicht dem klassischen Politiker-Typus entspricht", sagte CDU-Ruhr-Chef Oliver Wittke. Auf Platz zwei der CDU-Liste folgt der bisherigen Fraktionssprecher im Ruhrparlament, Roland Mitschke. Neu ins Rennen schickt die CDU zudem drei Bürgermeister aus dem nördlichen Revier: Bodo Klimpel aus Haltern, Christoph Tesche aus Recklinghausen und Nicole Moenikes (Waltrop). CDU-NRW-Generalsekretär Josef Hovenjürgen, derzeit Vorsitzender der Verbandsversammlung, wird im neuen Ruhrparlament dagegen nicht mehr vertreten sein.
SPD setzt auf Oberbürgermeister
Die SPD setzt derweil auf erfahrene Großstadtpolitiker. Die Kandidatenliste ist prominent besetzt. Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda soll die Liste anführen. Als gesetzt gelten auch die OBs Thomas Eiskirch (Bochum) und Bernd Tischler (Bottrop). Auch Michael Hübner, SPD-Landtagsabgeordneter und Kandidat seiner Partei für das Landratsamt im Kreis Recklinghausen, soll über einen sicheren vorderen Listenplatz ins Ruhrparlament einziehen, ebenso Ruhr-Juso-Chefin Romina Eggert.
Grüne wechseln Mannschaft aus
Während FDP (Spitzenkandidat: Thomas Boos) und Linke (Spitzenkandidat: Wolfgang Freye) mit bewährter Mannschaft ins Rennen um die 91 Abgeordneten-Plätze in die Verbandsversammlung ziehen wollen und sich AfD und Piraten öffentlich noch nicht festgelegt haben, wechseln die Grünen ihre aktuell in der RVR-Planungsdezernentenfrage zerstrittene Fraktion nahezu komplett aus. Von den derzeit 18 Fraktionsmitgliedern treten nur noch drei erneut an. Mit Duisburgs Grünen-Chefin Birgit Beisheim und dem Dinslakener Grünen-Vorstandssprecher Patrick Voss setzt die Umweltpartei, die sich am 13. September deutliche Stimmengewinnen ausrechnet, neue Kräfte ganz oben auf die Kandidatenliste.