Düsseldorf. Lange habe er die Dimension von Kindesmissbrauch in NRW unterschätzt, sagte Innenminister Reul im Landtag. Er sprach von einem „Massenphänomen“.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat eingeräumt, die Dimension von Kindesmissbrauch lange Zeit nicht erkannt zu haben. Auch ihm sei nicht bewusst gewesen, „was für ein gesellschaftlicher Abgrund“ sich in diesem Feld auftue, sagte er am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag.
Inzwischen sei klar, dass es hier um „ein Massenphänomen“ gehe. Viele Täter, die mit neuster Technik und digital vernetzt ihr Unwesen trieben, um Kinder anzulocken und zu missbrauchen, fühlten sich „so sicher, dass sie sich nicht einmal groß um Deckung bemühen“, sagte Reul.
Kindesmissbrauch: Deutlich mehr Ermittler im Einsatz
Bei einer einzigen Durchsuchung seien schon mal 26 Terrabyte an Daten sichergestellt worden, berichtete der Innenminister. Das entspreche 169 Millionen DIN-A4-Seiten oder 34 000 Aktenschränken, beschrieb er das Ausmaß der kriminellen Machenschaften. Darunter seien allein 3,3 Millionen Bilder und mehr als 115 000 Filme. „Aber auch ohne Chat können und werden täglich Nachbarn, Freunde, Betreuer und Verwandte zu Tätern“, sagte der Minister.
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In den Kreispolizeibehörden arbeiteten seit Bekanntwerden des Tatkomplexes Lügde vier Mal so viele Ermittler im Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie. Im Bereich des Landeskriminalamts habe sich die Zahl sogar verfünffacht.
„Jeder Täter jederzeit Angst haben muss“
„Ziel aller Maßnahmen war - ganz klar - dass jeder Täter jederzeit Angst haben muss, gefasst zu werden“, sagte Reul in der Landtagsdebatte zu Kindesmissbrauch und Kinderpornografie. „Wir wollen, dass diese Leute, die Kindern so etwas antun, sich in keiner Sekunde sicher fühlen“, betonte er unter dem Beifall des Plenums. „Denn Missbrauch tötet Kinderseelen.“ (von dpa)