Essen. In Corona-Zeiten besonders belastete Pflegekräfte sollen eine Prämie erhalten. Die Wohlfahrt warnt, das dürfe Pflegebedürftige nicht belasten.
Es sollte ein Dankeschön der Gesellschaft an die Pflegekräfte in Zeiten der Corona-Krise sein: Pflegekräfte sollen nach dem Willen des Bundes eine Prämie in Höhe von 1500 Euro erhalten. Doch inzwischen sorgt diese Einmal-Prämie auch für Unmut. Träger der freien Wohlfahrt wehren sich dagegen, dass sie an der Finanzierung des Bonus beteiligt werden sollen. Dafür fehlten die Rücklagen, heißt es aus NRW.
Am Montag hatten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eine Finanzierung der vor Wochen vorgeschlagenen Prämie ins Gespräch gebracht. Demnach sollen die Pflegeversicherungen bis zu 1000 Euro an Pflegekräfte auszahlen, wofür sie einen Zuschuss vom Bund erhalten. Die Ländern und die Arbeitgeber in der Pflege können die steuerfreie Corona-Prämie um bis zu 500 Euro aufstocken. Am Mittwoch hat das Bundeskabinett die Finanzierung beschlossen.
NRW-Wohlfahrt warnt: Das Bett im Altenheim könne teurer werden
Noch ist nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums nicht geklärt, wie hierzulande die Arbeitgeber beteiligt werden. Die freie Wohlfahrtspflege, zu der Caritas und Awo und rund 130 Altenheime in NRW gehören, geht aber schon jetzt auf die Barrikaden. Sie müssten eine zweistellige Millionensumme berappen, um ihren Anteil zu zahlen, rechnet der Dachverband vor. Weil den gemeinnützigen Unternehmen dafür Rücklagen fehlen, könnten die Kosten letztlich zu höheren Prämienbeiträgen für die Heimbewohner führen – das Bett im Heim würde teurer.
„Dagegen wehren wir uns entschieden“, sagt Frank Johannes Hensel, Vorsitzender der freien Wohlfahrtspflege NRW. Die Sonderzahlung für Pflegekräfte dürfe nicht zu Lasten der Pflegeheimbewohner und ihrer Angehörigen gehen. Die Prämie an sich sei aber zu begrüßen, so Hensel. Sie dürfe aber "kein Feigenblatt sein für eine dringend notwendige Höherbewertung der absolut gesellschaftlich relevanten Arbeitsfelder der Pflege und Betreuung".
NRW-Gesundheitsminister will die Wogen glätten
Auch Uwe Hildebrandt, Geschäftsführer der Awo Westliches Westfalen mit knapp 60 Pflegeeinrichtungen, kritisiert die geplante Finanzierung des Pflegebonus. Nötig sei eine finanzielle Lösung jenseits der Heimbewohner. „Die Idee des Bonus war, dass sich die Gemeinschaft bei den Pflegekräften bedankt. Davon ist wenig übrig geblieben“, sagt Hildebrandt. Dass der Bund zwar die Prämie an den Start gebracht hat, aber andere mit zu Kasse gebeten würden, nennt er peinlich. Der Bund mache sich einen schlanken Fuß. „Das ist der Arbeit unserer Beschäftigten nicht würdig.“
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will die Wogen glätten. Er sei zuversichtlich, dass in NRW schon in Kürze eine gute Lösung zur Finanzierung des Bonus vorgestellt werden könne. Der Einmal-Bonus reicht dem Minister indes nicht: „Wir brauchen dauerhaft faire Arbeitsbedingungen.“ Dazu gehörten flächendeckende Tarifverträge für die Beschäftigen. „Das wäre eine dauerhafte und langfristige Anerkennung ihres Einsatzes. Ich hoffe, dass das jetzt auch endlich die Arbeitgeber in der Pflegebranche einsehen."