Düsseldorf. Das Ausbreitungstempo des Corona-Virus verlangsamt sich in NRW etwas, doch die Lage in den Altenheimen spitzt sich zu. Wie es jetzt weitergeht.

Es ist der erste Tag, an dem Karl-Josef Laumann (CDU) zumindest vorsichtigen Optimismus durchschimmern lässt. Der NRW-Gesundheitsminister rechnet am Freitag vor, dass sich die Ausbreitung des Corona-Virus rein statistisch nur noch alle 9,4 Tage verdoppele. Das ist eine erkennbare Verlangsamung. Aktuell lägen 599 Infizierte auf den Intensivstationen der NRW-Krankenhäuser, rund 480 von ihnen müssten beatmet werden – das ist alles noch weit unter der Kapazitätsgrenze in den Kliniken.

Wirken die rigorose Kontaktverbote in NRW bereits? Wenn man die aktuelle Entwicklung fortschreibt, wären Ende April trotzdem landesweit 130.000 Infizierte zu beklagen. Nach dem Rechenschlüssel der Virologen müssten zehn Prozent von ihnen ins Krankenhaus und drei Prozent an eine Beatmungsmaschine. Es könnte regional also dennoch eng werden mit der medizinischen Versorgung. Laumann bekennt, dass „ruhiger schlafen“ könne, wenn es gelinge, das Verdoppelungstempo der Pandemie auf 12 bis 15 Tage zu strecken.

Aufnahmestopp in den Altenheimen? NRW plädiert für alternative Maßnahmen

Besondere Sorgen bereitet dem Gesundheitsminister die sich zuspitzende Situation in den Altenheimen. 79 Bewohner sind landesweit in 134 Heimen bereits gestorben. „Das Altenheim ist der sensibelste Bereich, über den wir reden“, sagt Laumann. Er spricht sich gegen einen Aufnahmestopp aus, den manche Kommunen in ihrer Not ins Auge fassen. Es könnte Familien und Krankenhäuser überfordern, wenn Pflegebedürftige plötzlich nicht mehr neu in Heime aufgenommen werden dürften. Laumann will in den Einrichtungen stattdessen mehr auf Corona testen lassen und neue Bewohner grundsätzlich 14 Tage unter Quarantäne stellen.

Die Lage für Heimbewohner und Pflegepersonal ist nach Laumanns Einschätzung ohnehin extrem angespannt. Durch das grundsätzliche Besuchsverbot fehlt es an Abwechselung und Entlastung. Der Minister forderte die Gesundheitsbehörden auf, gerade in der Corona-Krise ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen: „Ich will keine Kontrolle, aber der Staat muss mal in die Heime gucken.“

Mehr Corona-Tests als Teil einer Exit-Strategie

Mehr Corona-Tests sind für den Gesundheitsminister offenbar auch der Schlüssel zur weiterhin angestrebten schrittweisen Normalisierung des öffentlichen Lebens ab dem 20. April. In NRW-Laboren können täglich 20.000 Menschen auf das Covid 19-Virus getestet werden. Bislang wurden insgesamt 100.000 NRW-Bürger getestet, weil dies nur auf ärztliche Anweisung geschieht. „Teil der Exit-Strategie könnte es sein, erheblich mehr zu testen“, sagte Laumann. Inwieweit sich bei einem Schulbeginn nach den Osterferien so auch Risiken für ältere oder vorerkrankte Lehrer eindämmen lassen könnten, ließ Laumann noch offen.