Essen/Köln. Studie der Universität Köln geht den Ursachen für die Hamsterkäufe in der Corona-Krise auf den Grund. „Rebellion gegen die Hilflosigkeit“.

Furcht vor einem drohenden Mangel und das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle sind die Hauptgründe für die Hamsterkäufe der Verbraucher in der Corona-Krise. Dies ist ein Ergebnis einer Umfrage der Universität Köln, die die Ursachen des veränderten Kaufverhaltens während der Krisenzeit untersucht hat. „Hamsterkäufe sind ein Versuch der Rebellion gegen die eigene Hilfslosigkeit“, bringt das Forscherteam aus dem Bereich Marketing der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät die Ergebnisse auf den Punkt.

Viel sei bislang über die Hamsterkäufe spekuliert worden ohne dem Phänomen wissenschaftlich auf den Grund zu gehen. „Es gibt zahlreiche theoretisch plausible Gründe für das derzeitige Hamsterkaufverhalten“, erklärt Marketingwissenschaftler Prof. André Marchand. „In unserer Studie wollten wir herausfinden, was die Konsumentinnen und Konsumenten selbst über ihr eigenes Kaufverhalten und das anderer Menschen denken.“

Anblick leerer Regale sorgt für Torschlusspanik

Dazu befragte das Team rund 250 Menschen zwischen 18 und 71 Jahren. Mehr als 50 Prozent der Personen, die mehr als sonst eingekauft hatten, nannten als Grund dafür die „Sorge um die Verfügbarkeit“ der Waren. Die Kölner Wissenschaftler erklären das mit den vielen Bildern leergekaufter Regale in sozialen Netzwerken und Medien. „Wenn die Menschen dann selbst vor leeren Regalen stehen, ist das schon aufgrund der Fläche, die Toilettenpapier einnimmt, besonders auffallend“, so Marchand. Dadurch ließen sich Verbraucher von den Hamsterkäufen anderer „quasi anstecken“. Sie glaubten, sie müssten jetzt auch zugreifen, bevor die Ware wieder vergriffen ist.

Angst vor geschlossenen Supermärkten

Rund die Hälfte der Hamsterkäufer befürchte, dass die Supermärkte bald geschlossen werden könnten oder gaben an, sich in der aktuellen Krisensituation generell machtlos zu fühlen, ergab die Studie, die auf weitere Länder ausgedehnt werden soll. Weitere genannte Gründe waren die lange Haltbarkeit von Klopapier, zusätzliche Käufe für Freunde und Verwandte sowie das „Bedürfnis nach mehr Sicherheit und Kontrolle“ durch die Hamsterkäufe.

Dabei hamsterten offenbar junge Menschen ebenso wie ältere, denn signifikante Unterschiede beim Alter fanden die Wissenschaftler nicht. Rund 50 Prozent der Hamsterkäufer gab überdies an, auch größere Mengen andere Produkte wie Nudeln, Konserven und Hygieneartikel gekauft zu haben.

Mancher gab Kauf von Klopapier nicht zu

Auf den ersten Blick überraschend war für die Marketingexperten, dass nur 21 Prozent aller Befragten angab, selbst mehr Klopapier als sonst eingekauft zu haben. Doch da waren offenbar viele in ihrer Antwort nicht ganz aufrichtig, vermutet Prof. Marchand: „Da Hamsterkaufen gesellschaftlich nicht erwünscht ist und als unsolidarisch wahrgenommen wird, könnte an dieser Stelle die Scham eine ehrliche Antwort verhindert haben.“