Düsseldorf. Abiturienten und Schüler der 10. Klassen müssen mitten in der Coronakrise zu Prüfungen. Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen dazu.
Um das Abitur in Krisenzeiten hatten zuletzt die Bundesländer hart gerungen und sich im Grundsatz auf einen gemeinsamen Kurs geeinigt. Seit Freitag steht fest, wie das Abitur 2020 und andere wichtige Prüfungen in NRW unter schwierigsten Bedingungen organisiert werden sollen. Ein Überblick:
Wie ist der Abitur-Terminplan?
NRW hat den Beginn der Abiprüfungen für rund 90.000 Schüler um drei Wochen verschoben und auf den 12. Mai verlegt. Die Prüfungen enden am 25. Mai. Schülern, die dann nicht teilnehmen können, zum Beispiel wegen einer Erkrankung, wird im Anschluss ein landesweiter Nachschreibetermin in Aussicht gestellt. Die Abiturzeugnisse sollen spätestens bis zum 27. Juni ausgegeben werden. Der „Brückentag“ nach Himmelfahrt wird für die Prüfungen genutzt, erklärte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Die FDP-Politikerin erklärte, die Abitur-Verschiebung verschaffe den Schülern „faire Bedingungen“. Sie hätten damit "weniger Stress in der Krise“.
Bleibt die Abweichungsprüfung?
Diese bisher obligatorische Prüfung wird abgeschafft. Sie wurde verlangt, wenn in der Abiprüfung eine Noten-Differenz von vier Punkten oder mehr auftaucht. Auf Schüler-Wunsch sind aber weiter Abweichungsprüfungen möglich.
Was ist mit den Prüfungen in Klasse 10?
Der Beginn der Zentralen Prüfungen in Klasse 10 (ZP10) in den Fächern Mathematik, Englisch und Deutsch wird um fünf Tage auf den 12. Mai verschoben. Dies betrifft Schüler in Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen sowie an G9-Gymnasien, Weiterbildungskollegs und in Primus- und Gemeinschaftsschulen. Der Verband Lehrer NRW kritisiert dies. „Das verschafft den Schülern nur ein klein wenig mehr Zeit. Es ist illusorisch zu glauben, dass der in drei Wochen ausgefallene Stoff in so kurzer Zeit nachgeholt werden kann“, sagte Brigitte Balbach von Lehrer NRW.
Worauf stellen sich Berufskollegs ein?
Die Prüfungen dort werden ebenfalls „neu terminiert“ und sollen noch vor den Sommerferien angeboten werden. Konkretes ist nicht bekannt. Betroffen sind rund 60.000 Schüler, die die Fachhochschulreife oder diverse Berufsabschlüsse anstreben, zum Beispiel angehende Erzieher und Kinderpfleger.
Wann öffnen die Schulen wieder?
Womöglich direkt nach den Osterferien, also am 20. April. Die Schulministerin stellte diesen Termin in Aussicht. Damit würden die Schulen in NRW nach fünf Wochen Pause wieder aufgeschlossen. Wenn das klappt, hätten jene Schüler, die vor Prüfungen stehen, die Gelegenheit zur Vorbereitung mit ihren Lehrern.
Was sagen Schüler zu den Plänen?
Die Landesschülervertretung (LSV) ist nicht zufrieden. Sie hatte sich wegen der schwierigen Begleitumstände in der Coronakrise für eine freie Auswahl zwischen einem ,Durchschnittsabitur, in dem ohne Prüfung die Noten der Vergangenheit zählen, und einem Abitur mit Prüfung ausgesprochen. Schulministerin Gebauer sagte hingegen: „Es gibt kein gerechteres Abitur als eines mit Prüfungen."
Die LSV ist aber einverstanden mit den Änderungen bei den Abweichungsprüfungen, die ab sofort nur für die Schüler noch freiwillig sind. Dass ausgefallene Vorabiturklausuren nachgeholt werden müssen, ist aus LSV-Sicht ebenso „unzumutbar“ wie das Verschieben der Prüfungen für die 10. Klasse um nur fünf Tage.
Wie steht es um den Infektionsschutz?
Die Landesregierung verspricht Prüfungen „unter strenger Berücksichtigung der Vorgaben des Infektionsschutzes“. Was das heißt, ist aber unklar. Ministerien, Schulträger, Ärzte und Wissenschaftler arbeiteten an den Schutzmaßnahmen, heißt es.
Maike Finnern, Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, bedauert, dass viele Fragen zum Infektionsschutz noch offen sind. Stefan Behlau, Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) in NRW sagte zu den Plänen: „Die Gesundheit aller muss an erster Stelle stehen.“
Was ist, wenn die Pläne scheitern?
Für diesen Fall müsse NRW jetzt schon einen „Plan B“ ausarbeiten, sagt zum Beispiel Ralf Radke von der Landeselternschaft der integrierten Schulen (LeiS NRW). Auch die Grünen fordern eine solche Vorsorge.