Düsseldorf. Verlegung, Absage oder alternative Lösung? Die Länder sind uneinig im Umgang mit Abschlussprüfungen. Jetzt reagiert NRW-Schulministerin Gebauer.
Die NRW-Landesregierung will bis spätestens Freitag eine Entscheidung über die Termine für die Abiturprüfungen fällen. „Nordrhein-Westfalen ist auf verschiedene Szenarien vorbereitet und wird in dieser Woche noch einen Vorstoß unternehmen, mit möglichst vielen Ländern einen gemeinsamen Weg einzuschlagen. Sollte dies nicht möglich sein, wird Nordrhein-Westfalen unabhängig davon seine Entscheidungen treffen und diese am Freitag vorstellen“, kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Dienstagabend an.
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Die angehenden Abiturienten hätten mit Blick auf ihren Schulabschluss ein Recht auf faire Bedingungen und transparente Entscheidungen. „Ich kann den Wunsch nach einer raschen Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Aber: Es braucht jetzt nicht die schnellstmögliche, sondern die bestmögliche Entscheidung“, so Gebauer weiter. Die durch das Coronavirus bundesweite Einstellung des Unterrichts in allen Schulen sei eine absolute Ausnahmesituation, die ein besonnenes und abgestimmtes Vorgehen aller Beteiligten erforderlich mache.
Schleswig-Holstein will Abi-Prüfungen absagen, Berlin denkt ähnlich
Zuvor hatte sich Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) für eine Absage der Abiturprüfungen und aller anderen Abschlussprüfungen ausgesprochen. Sie werde dem Kabinett für die Beratungen an diesem Mittwoch einen entsprechenden Beschlussvorschlag vorlegen. Auch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte in diesem Jahr einen „alternativen Weg zum Abitur“ ins Gespräch gebracht.
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Das NRW-Schulministerium hält ein abgestimmtes Vorgehen der Länder für notwendig. Bei den Planungen müssten auch alle weiteren Abschlussprüfungen berücksichtigt werden wie zum Beispiel die rund 60.000 dezentral organisierten Abitur-, Fachhochschul- und Berufsabschlussprüfungen an den Berufskollegs sowie die Zentralen Abschlussprüfungen der Klasse 10.
Landeselternschaft beklagt Durcheinander in den Ländern
Die Vorsitzende des Philologen-Verbandes Nordrhein-Westfalen, Sabine Mistler, stellte am Dienstagabend klar: „Die Abiturientinnen und Abiturienten in NRW brauchen eine verlässliche Lösung. Noch fehlen Klausuren, praktische und mündliche Prüfungen.“ Der ordnungsgemäße Abschluss des Abiturjahrgans 2019/20 müsse auch in der Corona-Krise sichergestellt werden. Der Philologenverband stützt grundsätzlich Gebauers bisherige Linie, die Abiturklausuren wie geplant nach den Osterferien durchzuführen.
Die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW beklagte das Durcheinander in den Bundesländern bei der Verlegung von Abiturprüfungen. „Wir sorgen uns daher um die Qualität und Integrität der Abiturprüfungen in diesen besonderen Zeiten“, hieß es in einer Mitteilung. Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern hätten die Prüfungen bereits auf Mitte Mai verschoben, in Hessen laufe die Abiturprüfung bereits.