Düsseldorf. Inzwischen hat NRW fünf Millionen Atemschutzmasken gekauft. Aber es kommen fast keine an. Der Markt ist leer gefegt, erklärt die Landesregierung.

In den Kliniken in NRW nimmt in der Coronakrise die Sorge wegen fehlenden Schutzmasken und mangelnder Schutzkleidung zu. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) musste am Montag einräumen, dass die schon vor drei Wochen angekündigten eine Million Schutzmasken größtenteils immer noch nicht verfügbar seien.

Das Land habe inzwischen sogar fünf Millionen Masken gekauft, am vergangenen Freitag seien aber nur 130.000 eingetroffen. „Es ist auf dem Markt derzeit nichts lieferbar. Ich kann sie auch nicht herbeizaubern“, so der Minister.

Laut einem Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW ist die Ausstattung der rund 340 Kliniken in NRW mit Schutzkleidung sehr unterschiedlich. In einigen Häusern reichten die Vorräte noch für Monate, in anderen nur noch wenige Tage oder Wochen. Inzwischen würden für Schutzmasken „Mondpreise“ aufgerufen, die um das 300-fache höher lägen als vor der Krise.

SPD-Abgeordneter: "Mund zu voll genommen"

Der SPD-Gesundheitsexperte Josef Neumann kritisierte den NRW-Gesundheitsminister. Dieser habe „den Mund leider zu voll genommen“. Dass kaum Masken verfügbar seien, hätte ihm schon vor seiner „vollmundigen Ankündigung“ klar sein müssen. Laumann solle vorsichtiger kommunizieren, findet der Landtagsabgeordnete.

Im besonders von der Coronakrise betroffenen Keis Heinsberg ist die Lage inzwischen so Besorgnis erregend, dass der dortige Landrat Stephan Pusch (CDU) die chinesische Regierung um Hilfe bittet.

China soll in Heinsberg helfen

Die Vorräte an Masken und Kitteln reichten nur noch für wenige Tage, schrieb Pusch dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping in einem offenen Brief. Der Landrat regt in dem Schreiben sogar eine Partnerschaft des Landkreises mit der chinesischen Corona-Krisenprovinz Wuhan an. „Wenn Pusch in China Ausrüstung bekommt, ist das gut“, sagte Gesundheitsminister Laumann. Die Produktion von Schutzkleidung erfolge ohnehin in der Regel in China.

Unterdessen ist Laumann bemüht, den Kliniken in NRW die Angst vor krisenbedingten Pleiten zu nehmen. „Unsere Krankenhäuser müssen sich zunächst keine Sorgen um ihre Liquidität machen“, versicherte er.

Das Land unterstütze die Kliniken finanziell großzügig bei der Schaffung neuer Beatmungsgeräte. Außerdem würden die 500 Millionen Euro, die das Land NRW den Kliniken jährlich zur Verfügung stellt, nun zeitnah in voller Höhe ausgezahlt und nicht, wie üblich, über das Jahr verteilt. Damit sollen die Häuser in die Lage versetzt werden, die Aprilgehälter ihrer Mitarbeiter zahlen zu können.

Kliniken fordern noch mehr Hilfe

Die Krankenhausgesellschaft NRW sprach von einem „ersten wichtigen Schritt“, dem aber weitere folgen müssten. Die finanzielle Lage vieler Kliniken sei trotz dieser Hilfe extrem ernst.​