Düsseldorf. Der Einsatz von Pferden im Karneval ist umstritten. Jetzt legt das Land einen detaillierten Leitfaden für Tierwohl und Sicherheit vor.
Die Sicherheitsanforderungen für den Einsatz von Pferden bei Karnevalsumzügen in NRW sind nochmals verschärft worden. Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) veröffentlichte am Donnerstag einen neunseitigen Leitfaden mit einheitlichen Standards für die Überwachung des Tierschutzes und zur Verringerung des Unfallrisikos.„Pferde, die bei Festumzügen eingesetzt werden, sind einer Reihe von Umweltreizen ausgesetzt, die bei dem ‚Fluchttier‘ Pferd zu einer tierschutz- und sicherheitsrelevanten körperlichen und psychischen Stressreaktion führen können“, begründete das Umweltministerium die Auflagen.
So sollen Pferde und Kutschen-Gespanne am Anfang oder Ende des Zuges laufen, nicht unmittelbar Musikkapellen und Lautsprecheranlagen ausgesetzt werden sowie innerhalb von maximal zehn Minuten für einen Tierarzt erreichbar sein. Die Tiere müssen vorher eine „Gelassenheitsprüfung“ ablegen und dürfen nicht gedopt sein. Entsprechende Doping-Proben sollen vom Veranstalter vorgenommen werden. Immer wieder hatten Tierschützer in der Vergangenheit geklagt, dass Pferde sediert auf die Zugstrecke geschickt würden.
Reiter dürfen nicht mehr als 15 Prozent der Pferdegewichts auf die Waage bringen
Die Reiter wiederum müssen 30 praktische Reitstunden pro Jahr vorweisen und während des Zuges auf Rauchen und Handynutzung verzichten. Zudem dürfen sie weder betrunken noch zu dick sein. „Ein geeignetes Verhältnis zwischen Reitendem und Pferdegewicht ist zu berücksichtigen“, schreibt das Umweltministerium in den Richtlinien. Der Reiter dürften nicht mehr als 15 Prozent des Pferdegewichts auf die Waage bringen. Kräftige Kaltblüter können über 700 Kilogramm wiegen.
Das Festkomitee Kölner Karneval reagierte gelassen auf die Vorgaben des Landes. „Die Leitlinien entsprechend weitgehend unseren bestehenden Sicherheitsanforderungen an Reiter und Pferde im Karneval“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. In den vergangenen Jahren seien bereits viele Vorschriften verschärft worden. So dürften Reiter in Köln inklusive Sattel und Kamelle maximal 20 Prozent des Pferdegewichts auf die Waage bringen. Mit mobilen Waagen werde dies auch kontrolliert. Am Kölner Rosenmontagszug sollen in diesem Jahr rund 300 Pferde mitlaufen.
2018 ging in Köln eine Kutsche durch und entfachte eine Debatte
Seit 2018 wird die jahrhundertealte Tradition von Tieren im Karneval zunehmend kritisch diskutiert. Damals war es in Köln zu einem schweren Unfall gekommen. Vier Menschen wurden verletzt, als das Gespann einer Kutsche durchging. Auch in Düsseldorf verlor vor Zugbeginn ein Reiter die Kontrolle über sein Pferd. Düsseldorf verbot daraufhin den Kutschen-Einsatz. Die großen Züge in Köln und Mönchengladbach wollten jedoch lediglich die Sicherheitsstandards für Pferde verbessern. Die Landesregierung konnte sich zu keinem Verbot durchringen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte sich frühzeitig klar dagegen: „Ein Zug ohne Pferde ist Mist“, so Reul 2018.