Düsseldorf. Ob Kurzzeit- oder Dauerpflege: Jeder freie Platz steht drin. NRW ermöglicht als erstes Bundesland die Heimsuche per App. Wir erklären, wie.
Menschen, die einen Kurzzeit- oder Dauerpflegeplatz für sich oder einen Angehörigen suchen, können ab sofort mit einer Smartphone-App freie Plätze in ihrer Nähe recherchieren. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU hat den „Heimfinder NRW“ am Dienstag vorgestellt. Weil alle rund 2800 Pflegeheime in Nordrhein-Westfalen gesetzlich dazu verpflichtet sind, täglich freie Plätze zu melden, ist es möglich, das Angebot flächendeckend für das ganze Land zur Verfügung zu stellen. Die Bedienung ist recht einfach und auch über den PC möglich. Bisher ist die Suche nach einem freien Pflegeplatz oft zeitaufwändig. Interessierte müssen sich von Heim zu Heim durchtelefonieren. Das neue Angebot soll die Suche erheblich erleichtern.
Was kann die App?
Sie zeigt allen, die einen Kurzzeit- oder einen Dauerpflegeplatz für sich oder einen Angehörigen suchen, aktuell freie Plätze in der näheren Umgebung oder an allen anderen Orten in NRW an. Bisher gab es keinen vollständigen Überblick über freie Plätze in Pflegeheimen.
Ist die Übersicht vollständig?
Ja, jedenfalls, was Kurzzeit- und Dauerpflege betrifft. Etwa 600 der rund 2800 Stationären Pflegeeinrichtungen im Land bieten ausschließlich Tagespflege an. Die wird in der App allerdings nicht angezeigt. Auch Tagespflege-diese Infos sollen laut Landesregierung in nächster Zeit „scharf gestellt“ werden. Ansonsten ist die Übersicht im „Heimfinder NRW“ vollständig. Denn alle Pflegeheime sind über das Wohn- und Teilhabegesetz dazu verpflichtet, täglich freie Plätze zu anzugeben. Sie müssen übrigens auch melden, wenn alle Plätze belegt sind. Prognosen, über freie Plätze in der Zukunft sind aber nicht möglich. Abgebildet wird nur das tagesaktuelle Angebot. Ambulante Dienste sucht man in dieser App derzeit vergeblich. Später soll der „Heimfinder“ um diese Funktion ergänzt werden.
Wo finde ich den „Heimfinder NRW“?
Nutzer können sich die App kostenlos im Apple Store und, wie die Landesregierung, versichert, „in Kürze“ auch über Google Play herunterladen. Das Angebot steht außerdem im Internet zur Verfügung: unter der Adresse www.heimfinder.nrw.deWarum dieses neue Angebot?Der Rhein-Kreis-Neuss hat vorgemacht, dass eine Heimfinder-App gut funktioniert. NRW hat die App von dieser Kreisbehörde „abgekupfert“, wie NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag sagte. „Bei der Suche nach einem freien Pflegeplatz sind wir immer noch in der digitalen Steinzeit. Wer ein Hotelzimmer sucht, der macht das wie selbstverständlich über das Internet oder kann zwischen vielen Apps und Angeboten wählen“, so Laumann. Bisher müssten sich Interessierte müssten sich mühsam von Heim zu Heim durchtelefonieren und nach freien Plätzen fragen. Die App signalisiere nun aber, wo sich ein Anruf lohnen könne.
Kann man den Heimplatz über die App buchen?
Im Gegensatz zu Hotelzimmer-Portalen ist das über den „Heimfinder“ nicht möglich. Telefonnummer und Mailadresse der Heime sind aber zu sehen. Informationen über die Qualität eines Pflegeheims gibt es im „Heimfinder“ übrigens nicht.
Wie funktioniert die App?
Sie zeigt freie Plätze in der unmittelbare Umgebung des Nutzers auf einer Karte oder nach Ort sortiert an. Ampelfarben signalisieren die Verfügbarkeit. „Grün“ bedeutet, dass mehrere Plätze in einer Einrichtung frei sind, „Gelb“ bedeutet, dass es einen freien Platz gibt. Ein Stoppuhr-Symbol steht für Kurzzeit-Pflege, ein Kalender-Symbol weist auf Dauerpflege-Plätze hin. Am Dienstag waren 2382 Pflegeheime in der App zu finden. 965 freie Kurzzeit- und fast 2000 freie Dauer-Pflegeplätze waren tagesaktuell gemeldet.
Wie steht es um den Datenschutz?
Die Landesregierung beteuert, dass „keine personenbezogenen Daten erhoben und gespeichert werden“. Nur der Standort werde erfasst, wenn der Nutzer dies zulasse. Der „Heimfinder“ funktioniert auch ohne Zustimmung zur Standort-Nutzung. In diesem Fall hilft die Funktion „Einrichtung nach Ort suchen“ weiter.
Warum ist die App auch für die Landesbehörden wichtig?
Sie nutzt laut Minister Laumann nicht nur jenen Bürgern, die sich schnell über Pflege-Angebote vor Ort informieren möchten, sondern auch den Gesundheitsbehörden und gegebenenfalls auch Investoren, die herausfinden möchten, an welchen Orten in NRW nur wenige Pflegeplätze zur Verfügung stehen. „Wir gewinnen nun erstmals einen Überblick über die tatsächliche Versorgungssituation in den Regionen“, sagte Laumann. „Gibt es nie oder selten freie Plätze, dann müssen wir an die Ursachen ran.“