Düsseldorf. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter mit Hunderten Bediensteten gegen den in Bergisch Gladbach entdeckten Pädophilen-Ring. Mit Erfolg.

Im Zuge der Ermittlungen gegen ein in Bergisch Gladbach entdecktes Kindesmissbrauchs-Netzwerk wächst die Zahl der Beschuldigten weiter. Wie das NRW-Justizministerium am Montag in einer Vorlage für den Rechtsausschuss des Landtags bekannt gab, seien inzwischen allein 22 Tatverdächtige in Nordrhein-Westfalen bekannt. Acht von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. In anderen Bundesländern hätten darüber hinaus bislang 23 Beschuldigte ermittelt werden können.

Bislang hat die besondere Aufbauorganisation (BAO) der Polizei namens „Berg“ 14 Kinder identifiziert, die Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden. Wobei eine abschließende Anzahl geschädigter Kinder „aufgrund der Dynamik der Ermittlungen“ nicht genannt werden könne, schränkte das Justizministerium in dem Bericht unter Verweis auf die ermittelnde Staatsanwaltschaft Köln ein.

Der Hinweis auf das Kinderschänder-Netzwerk kam aus den USA

Bei dem Netzwerk handelt es sich um Männer, die zum Teil ihre eigenen Kleinkinder missbrauchten und Filmaufnahmen davon über verschiedene Messengerdienste tauschten. In der „BOA Berg“, die zwischenzeitlich landesweit mehr als 330 Mitarbeiter hatte, ermitteln seit Jahresbeginn immer noch bis zu 216 Bedienstete. Es ist die größte Aktion gegen einen Kinderschänder-Ring, die es in NRW jemals gab.

Der Anstoß für die Ermittlungen kam über das kanadische „National Child Exploitation Coordination Centre“ (NCECC) an das Bundeskriminalamt. Bei den Kanadiern war die Verbreitung von Missbrauchsbildern über Messenger-Dienste und eine Spur nach Deutschland aufgefallen. In den USA und Kanada sind Internet-Provider gesetzlich verpflichtet, jeden Hinweis auf Kinderpornografie an die halbstaatliche NCECC weiterzureichen.

Justiz-Panne verhinderte womöglich frühere Enttarnung des Pädophilen-Rings

Eine Justiz-Panne in NRW hat möglicherweise verhindert, dass das Netzwerk von Bergisch Gladbach einige Wochen früher entdeckt und die weitere Vergewaltigung eines dreijährigen Mädchens verhindert werden konnte. Die Staatsanwaltschaft Kleve hatte im Juni 2019 Missbrauchsermittlungen gegen einen 26-jährigen Zeitsoldaten aus Wesel, der in Kontakt zum bis dahin unentdeckten Netzwerk von Bergisch Gladbach stand, nicht mit der erforderlichen Sorgfalt durchgeführt.

Dem Mann wurde schon damals der Missbrauch seines fünfjährigen Stiefsohns und seiner dreijährigen Tochter vorgeworfen. Obwohl der Beschuldigte in einer angeblich freiwilligen „Lebensbeichte“ bei der Polizei leichtere Taten eingeräumt und eine kinderpornografische Neigung angedeutet hatte, verzichtete die Staatsanwaltschaft auf eine Hausdurchsuchung und die Vernehmung der Kinder. Angeblich bestand keine Wiederholungsgefahr. Wochen später konnte der Soldat noch seine dreijährige Nichte vergewaltigen. Der Generalstaatsanwalt hat das Vorgehen der Staatsanwaltschaft Kleve gerügt. Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sprach von „handwerklichen Fehlern“.