Düsseldorf. Immer weniger Grundwasser, dafür immer mehr Chemie in Flüssen und Seen und trockene Sommer: Um das Wasser in NRW muss man sich Sorgen machen.

Unter dem Eindruck zweier extremer Dürre-Sommer haben die Grünen die NRW-Landesregierung gefragt, wie es um unser Wasser steht. Die Antwort ist mehr als 200 Seiten lang und enthält einige Warnungen. Zum Beispiel, dass wir uns über das Grundwasser Sorgen machen müssen. Ein Überblick:

Der Klimawandel trifft das Grundwasser

Die Neubildung des Grundwassers in NRW durch versickernden Regen hat sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert, wie aus Untersuchungen des Landesumweltamtes und des Forschungszentrums Jülich hervorgeht. Brisant dabei: Etwa die Hälfte des geförderten Wassers in NRW stammt aus dem Grundwasser, 16 Prozent aus Talsperren und 34 Prozent aus Uferfiltraten (Das ist Wasser, das in der Nähe von Flüssen und Seen versickert und sich mit Grundwasser mischt). Es gibt mehr als 50.000 private Hausbrunnen und mehr als 10.000 dezentrale Wasserwerke, aus denen Grundwasser gefördert wird.

Auch interessant

Im Oktober 2018 wurden an etwa 20 Prozent der Grundwasser-Messstellen „historische Tiefststände“ gemessen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, dann dürfte künftig die Versorgung darunter leiden. Norwich Rüße, Grünen-Landtagsabgeordneter und Landwirt, warnt: „Wenn die Grundwassermenge sinkt, steigt die Menge an Schadstoffen in den Gewässern.“

Nitrat, Pestizide und Arznei-Reste

Aus privaten Haushalten, Landwirtschaft und Industrie gelangt ein „Cocktail“ aus Nitrat, Pestiziden, Medikamentenrückständen und Mikroplastik aus Kosmetika und Autoreifen-Abrieb in die Gewässer, der mit großem technischen Aufwand wieder herausgeholt werden muss. Laut der Vorbemerkung der Grünen-Anfrage ist fast die Hälfte der Grundwasserkörper in NRW mit Nitrat belastet. Hauptursache: Düngen mit Gülle. An etwa jeder dritten Messstelle werde der Grenzwert für Nitrat überschritten. Laut dem Bericht wurden in den vergangenen 40 Jahren rund 1300 private Brunnen und dezentrale Wasserwerke wegen zu hoher Nitratbelastung geschlossen.

Der Wasserverbrauch sinkt

Auch interessant

Der tägliche Wasserverbrauch pro Einwohner sank in den vergangenen 30 Jahren um mehr als zehn Prozent auf rund 133 Liter. Hauptursache: weniger wasserintensive Industrie, zum Beispiel in der Textilbranche, moderne wassersparende Technik, größere Achtsamkeit der Bürger. In ganz NRW ging der Wasserverbrauch sogar um 30 Prozent zurück. Dafür entnimmt die Getränkeindustrie fast doppelt so viel Grund- und Oberflächenwasser als im Jahr 1990.

Weniger Fläche zum Versickern

Laut Norwich Rüße bildet sich Grundwasser vor allem unter Wäldern, in Senken und unter Grünland. Wegen fortschreitender Flächenversiegelungen ging die Grünland-Fläche seit dem Jahr 1970 aber um rund 400.000 Hektar in NRW zurück. Das ist eine Halbierung dieser Flächen.

Lage noch nicht beängstigend

das „system wald“ verliert seine kraft als klimaretter Das Wasser in NRW ist ein gut kontrolliertes und hervorragendes Lebensmittel. Immer noch. „Das Wasser aus dem Hahn ist keinen Deut schlechter als das aus der Flasche“, sagte Rüße. Dennoch müsse sich das Land mehr Gedanken machen über die Qualität des Wassers, denn es werde immer aufwändiger, die Qualität zu erhalten. Und viele Fragen zum Wasser sind noch unbeantwortet. Der Wasserbedarf und -verbrauch der Landwirtschaft ist zum Beispiel nicht einmal annähernd bekannt. Der „Durst“ industrieller Großbetriebe ist jedenfalls riesig. Am Mittwoch wurde von der Landesregierung bestätigt, dass allein der Fleischproduzent Tönnies in Ostwestfalen jährlich fast 1,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser verbraucht.

Mehr Achtsamkeit

Auch interessant

Die Grünen schlagen ein Flächenentsiegelungsprogramm vor und mehr Dachbegrünungen. Mini-Klärwerke könnten im direkten Umfeld von Kliniken Arzneirückstände aus den Krankenhaus-Abwässern filtern. Eine strengere Düngeverordnung könnte dazu beitragen, dass weniger Gülle in die Böden sickert. Die Landesregierung trete bisher eher als Beobachter auf und nicht als Akteur, wenn es ums Wasser geht, sagen die Grünen. Norwich Rüße räumt aber ein, dass auch unter Rot-Grün zu wenig für das Wasser getan worden sei.