Im vergangenen Jahr erwischte die Polizei mehr als 166.000 abgelenkte Autofahrer. Eine neue Kampagne des ADAC soll Fahranfänger sensibilisieren.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) und der ADAC Nordrhein warnen Autofahrer eindringlich davor, während der Fahrt mit dem Handy zu telefonieren. „Der kurze Blick auf das Smartphone ist genauso gefährlich, wie mit 0,8 Promille Auto zu fahren“, erklärte Andrea Schmitz, Vorstandsmitglied des ADAC Nordrhein. Laut Reul (CDU) stellte die Polizei alleine im vergangenen Jahr über 167.000 Verstöße fest, bei denen Fahrer unerlaubt das Handy benutzt hatten. Im ersten Halbjahr 2019 waren es bereits 70.000 Autofahrer. „Die Anzahl dieser Ordnungswidrigkeiten ist einfach nicht rückläufig“, so der Minister.
Aus diesem Grund hat der ADAC eine Kampagne gestartet, um auf die Gefahren von Handynutzung am Steuer aufmerksam zu machen. Unter dem Motto „#handyweg – Dein Leben: Mehr als eine Story“ möchte der Verkehrsclub vor allem junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren erreichen. „Gerade bei Jugendlichen ist das Handy aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken“, sagte Andrea Schmitz am Dienstag im Fahrsicherheitszentrum Grevenbroich. Der Wunsch nach ständiger Erreichbarkeit und die Angst, etwas zu verpassen, verleite dazu, auch im Auto „online“ zu sein und sich mit dem Handy zu beschäftigen. Die optische und akustische Ablenkung sorge dabei für ein hohes Risiko.
Menschenleben wird leichtfertig aufs Spiel gesetzt
Auch interessant
Um gerade Fahranfänger für dieses Thema zu sensibilisieren, steht im Mittelpunkt der Kampagne ein emotionales Video mit YouTube-Akteurin Kati Karenina, der in dem sozialen Netzwerk fast 130.000 Menschen folgen. Der kurze Film wird künftig auch in 1000 Partnerfahrschulen des Regionalclubs gezeigt und soll damit ungefähr 100.000 Führerscheinanwärter pro Jahr erreichen.
„Viele Autofahrer haben noch immer nicht begriffen, dass sie durch den Blick auf das Handy am Steuer leichtfertig Menschenleben aufs Spiel setzen“, kritisierte Reul. Die Polizei werde weiter intensiv kontrollieren.
Stärkere Einbindung in die Führerscheinausbildung
Einfache Zahlen verdeutlichen die Gefahren: „Wer bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h nur zwei Sekunden lang unachtsam ist, legt fast 30 Meter im totalen Blindflug zurück“, betonte Andrea Schmitz. Dass viele Autofahrer darauf trotzdem nicht verzichten, erklärt sie mit der Uneinsichtigkeit vieler Verkehrsteilnehmer: „Einige fühlen sich einfach zu sicher. Deshalb muss mit Kampagnen darauf aufmerksam gemacht werden, dass das nicht der Fall ist.“
In einer gemeinsamen Studie mit dem österreichischen Automobilclub ÖAMTC fand der ADAC heraus, dass Menschen die Folge von ablenkenden Tätigkeiten auf ihr Fahrverhalten unterschätzen. Das Ergebnis: 76 Prozent der Teilnehmer hätten vor einem plötzlich auftretenden Hindernis nicht mehr rechtzeitig bremsen können. Diese Beobachtung macht auch Volker Freigang vom Fahrlehrerverband Nordrhein immer wieder: „Daher wollen wir das Thema Ablenkung noch stärker in die Führerscheinausbildung integrieren.“