Düsseldorf. Landwirte sollen gut von ihrer Arbeit leben können, Nutztiere ein besseres Leben haben. Die Landesregierung wagt sich an diesen Spagat.

Die NRW-Landesregierung versucht einen Spagat zwischen mehr Tierschutz einerseits und andererseits mehr Unterstützung für die steigende Zahl von Tierhaltern, die wirtschaftlich unter Druck geraten. „Wir wollen den Landwirten eine Perspektive geben und sie zum Weiterarbeiten motivieren“, sagte NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) bei der Vorstellung der neuen Nutztierstrategie des Landes.

Vor allem die rund 7000 Schweinehalter klagen über steigende Kosten für den Tierschutz. Wer in einen modernen Stall für 1000 Tiere investieren möchte, der muss mit rund 800.000 Euro Kosten rechnen. Während die Zahl der Schweine – aktuell rund 6,9 Millionen – nur leicht sinkt, ging die Zahl der Schweinehalter in den vergangenen fünf Jahren um 15 Prozent zurück. Ein Zeichen für den hohen Kostendruck. Wegen dieser besonders prekären Situation setzt die Nutztierstrategie zunächst bei den Schweinehaltern an, soll aber nach und nach auf sämtliche Nutztiere erweitert werden.

Mehr Platz, mehr Licht, mehr Luft für Schweine

Zwei Ziele verfolgt NRW mit diesem Projekt. Zum einen den Rückhalt für die Landwirte. Sie sollen mehr „Investitionssicherheit“ bekommen. „Ziel sind tierwohlgerechte Ställe“, sagte die Ministerin. Im Landeshaushalt für 2020 stehen zwei Millionen Euro bereit, mit denen neue Stallkonzepte erprobt werden sollen. Die Tiere haben dort zum Beispiel mehr Platz als bisher üblich, mehr Licht, mehr Auslauf an der frischen Luft und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten. Viele investitionswillige Tierhalter werden laut Landesregierung durch strenge Bau- und Umweltvorschriften „gehemmt“. Hier sollen neue, unbürokratischere Wege gefunden werden. Wie diese Modernisierung am Ende finanziert werden soll und mit welchen Angeboten die Landwirte rechnen können, ist aber noch völlig offen.

Bisher nur wenige Kameras in Schlachtbetrieben

Die zweite große Säule der Nutztierstrategie sind Tierschutzkontrollen. Im kommenden Jahr soll ein spezieller Tierschutzbeauftragter direkt im Landwirtschaftsministerium angesiedelt werden. Das Land will darüber hinaus eine „Tiergesundheitsdatenbank“ entwickeln: Im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) wird dafür eine Art Frühwarnsystem für Tierschutz-Verstöße und Tierkrankheiten geschaffen. Darin fließen Schlachtbefunde, Ergebnisse der amtlichen Kontrollen von Tierhaltern, Daten zu den Transportwegen der Tiere sowie die Ergebnissen von Eigenkontrollen der Landwirte ein.

Schlachthöfe sollen außerdem künftig mit Videokameras überwacht werden. Verpflichtend ist das allerdings nicht, weil es bundesweit geregelt werden müsste. Bisher haben von 400 Schlachtbetrieben in NRW nur zwei Großschlachthöfe im großen Stil Kameras installiert.