Düsseldorf. Eine Kobra in Herne, Pythons in Düsseldorf und Bönen. In NRW häufen sich Zwischenfälle mit Schlangen. Im Landtag wird der Ruf nach Verboten laut.

Nach dem Wirbel um eine in Herne entwischte, giftige Monokelkobra will die Landespolitik die Regeln für das Halten gefährlicher Tiere schnell verschärfen. „Ich stelle zeitnah ein schlankes Verbotsgesetz für das Halten giftiger Tiere wie Schlangen und Spinnen in Aussicht“, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) am Freitag. Solche Tiere gehörten nicht in die Hände von Menschen, denen die Sachkunde fehle. In welchem Rahmen sich ein Verbot bewegen soll, ist aber noch unklar. Alle Landtags-Fraktionen sind sich einig, dass NRW nicht länger zu jenen Bundesländern zählen sollte, in denen das Halten gefährlicher Tiere genehmigungsfrei ist.

Acht Bundesländer haben zum Teil strenge Auflagen oder Verbote für Besitzer von gefährlichen Tieren. Ausgerechnet NRW ist da noch außen vor, obwohl das Land „ein Hotspot“ für das Halten exotischer Tiere sei und außerdem Veranstaltungsort für große Tierbörsen, wie Norwich Rüße (Grüne) sagte. Die frühere rot-grüne Landesregierung hatte sich schon an einem Gefahrtiergesetz versucht, scheiterte aber. Einen ähnlichen Gesetzentwurf legten am Freitag die Grünen vor. Den hält aber die Landesregierung für zu bürokratisch und kompliziert. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) kündigte daher ein „schlankes“ Gesetz an, das sich auf giftige Tiere wie Schlangen und Spinnen beschränken und andere Exoten wie Flusspferde und Nashörner nicht berücksichtigen soll.

Haftpflichtversicherung für Tierbesitzer ist „das Mindeste“

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Praktisch der ganze Landtag ist sich darin einig, dass der Abschluss einer Haftpflichtversicherung, die die Risiken des Haltens giftiger Tiere abdeckt, „das Mindeste“ sei, was den Haltern abverlangt werden sollte. Bei der Suche nach der in Herne entwichenen Monokelkobra entstanden Kosten in Höhe von mehreren zehntausend Euro. Am Ende sollte die Öffentlichkeit nicht auch noch für unverantwortliches Handeln von Tierhalten bezahlen, hieß es. Zu den möglichen Maßnahmen zählen auch ein Sachkundenachweis für das Halten exotischer Tiere und die Verpflichtung, den Besitz eines giftigen Tieres am Wohnort zu melden.

Schlangen in Herne, Düsseldorf und Bönen

In den vergangenen Wochen hatten sich die Zwischenfälle mit Schlangen in NRW gehäuft. Die Monokelkobra in Herne sorgte für Gesprächsstoff im ganzen Land. Vor wenigen Tagen wurde ein Königspython im Garagenhof eines Düsseldorfer Mehrfamilienhauses gefunden. Kurz davor stieß in Bönen eine Hausbewohnerin beim Müllwegbringen ebenfalls auf eine Würgeschlange. Laut der Besitzerin hatte sich der Königspython unbemerkt in den Hausmüll geschlängelt. Laut Norwich Rüße wurden seit 2015 in NRW etwa 50 solcher Vorfälle gezählt.

„Wie kann es sein, dass ich einen Hund anmelden muss, aber keine Giftschlange?“, fragte der CDU-Abgeordnete Ralf Nolten. Er wies darauf hin, dass viele Fragen noch ungeklärt seien. Zum Beispiel, ob „Altbesitzer“ von der Regelverschärfung ausgenommen werden oder wie Tierbesitzer Sachkenntnisse nachweisen sollten. Auch Markus Diekhoff (FDP) riet von „Schnellschüssen“ ab. Verbote müssten verhältnismäßig sein. „Gefährliche Tiere gehören grundsätzlich nicht in Nachbars Wohnung und in meine auch nicht “, sagte dagegen Frank Börner (SPD).

Angst vorm „Skorpion im DHL-Paket“

Umweltministerin Heinen-Esser regt zudem eine Bundesratsinitiative gegen den Import von Exoten an; „Da kommen Kobras und Skorpione im DHL-Paket, und ich muss das auch noch für meinen Nachbarn annehmen.“