Düsseldorf. Hunderttausende Angehörige pflegen in NRW Demenzkranke. Die Suche nach Hilfe, ambulanten Diensten und Kurzzeitentlastung wird immer schwieriger.
Angehörige von Demenzkranken in Nordrhein-Westfalen werden immer häufiger mit der Pflege allein gelassen. „Die Situation gestaltet sich immer schwieriger“, warnte die Landesvorsitzende der Alzheimer Gesellschaften, Regina Schmidt-Zadel, am Rande eines Expertenforums am Freitag im Düsseldorfer Landtag.
Es sei kaum noch möglich, zur Entlastung von Angehörigen einen Kurzzeitpflegeplatz für die Erkrankten zu finden. Den Heimeinrichtungen und ambulanten Diensten fehle das ohnehin knappe Pflegepersonal, das inzwischen lieber besser dotierte Stellen in Krankenhäusern annehme. Zudem fordern die Alzheimer Gesellschaften mehr Beratungsstellen und ein „Nottelefon“ für Angehörige in Krisensituationen, das in anderen Bundesländern längst etabliert sei. Es fehle auch ein Landesdemenzplan, den Bayern schon seit 1986 aufstelle.
Angehörige zu beraten, zu entlasten und zu stärken sei auch der beste Weg, um Gewalt aus Überforderung in der häuslichen Pflege zu verhindern, so Schmidt-Zadel. „Es gibt zu wenige Anlaufstellen.“ Vor allem im ländlichen Raum sei es ganz schwierig, Hilfe zu bekommen.
In NRW leben Schätzungen zufolge zwischen 300.000 und 500.000 Demenzkranke. Etwa 70 Prozent von ihnen werden zuhause von Angehörigen gepflegt. Da ein ambulanter Pflegedienst mit 2000 Euro im Monat zu Buche schlagen kann, geht es in vielen Familien oft gar nicht anders. Die Infrastruktur im Gesundheitssektor wäre ebenfalls nicht auf einen größeren Anteil an Heimbetreuung vorbereitet. „Ohne die Angehörigen, den größten Pflegedienst der Nation, würde die Versorgung zusammenbrechen“, sagte Schmidt-Zadel.
Unbelegte Krankenhausbetten sollen Kurzzeitpflegeplätze werden
Die Alzheimer Gesellschaften begrüßten, dass Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Freitag als Übergangslösung Kurzzeitpflegeplätze auch in unbelegten Krankenhausbetten einrichten lassen will. So sollen Angehörige für etwa vier Wochen von der häuslichen Betreuung der Erkrankten entlastet werden. Dies sei zwar nicht optimal, weil in den Kliniken häufig die Kompetenz im Umgang mit Demenz fehle, so Ralf Ihl, Chefarzt und stellvertretender Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaften. Doch es sei zu begrüßen, dass Laumann die Not der Angehörigen anerkenne und nach Lösungen suche. „Betreuung über 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche: Daran gehen die Angehörigen zugrunde.“
Insgesamt wünschen sich die Alzheimer Gesellschaften einen offeneren Umgang mit der tückischen Erkrankung. Schon in der Schule solle erklärt werden, was Demenz ist, welche Krankheitsbilder es gibt und welche Vorsorgemöglichkeiten, forderte Ihl. Vielen Angehörigen fehle das Wissen, frühe Symptome von Demenz zu erkennen und sich rechtzeitig Rat einzuholen.