Die Nennung der Nationalität bei Verdächtigen ist umstritten. Die WAZ wird sich weiterhin an die Regeln des Pressekodex halten.

Die Nennung der Nationalität von Straftätern ist seit Jahren ein Thema, das emotional geführt und gern für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Die nordrhein-westfälische Polizei will künftig alle Nationalitäten veröffentlichen.

Nun mag man argumentieren, dass Innenminister Reul und die Polizei vor dem Druck extremer Parteien und der Pöbeleien auf digitalen Plattformen eingeknickt seien. Dies wäre jedoch zu einfach. Vielmehr ist die Entscheidung nachvollziehbar und vernünftig. Denn um Verschwörungstheorien vorzubeugen, gibt Reul die Verantwortung an die Medien weiter, deren Aufgabe es ist, mit allen Informationen professionell umzugehen.

Grundlage dieser Entscheidungen ist der Pressekodex, demzufolge die jeweilige Nationalität dann genannt wird, wenn ein möglicher Zusammenhang zwischen Herkunft und Tat besteht. Dies ist zum Beispiel bei der organisierten Kriminalität, bei eingeschleusten Diebesbanden oder bei Auseinandersetzungen der Fall, die mit der Herkunft zu tun haben. Auch wenn ein „überragendes öffentliches Interesse“ vorliegt, etwa aufgrund der Schwere der Tat oder der enormen öffentlichen Wahrnehmung, werden die Nationalitäten genannt.

Aufgabe einer Redaktion ist es, die Leserinnen und Leser umfangreich, sorgfältig und gewissenhaft zu informieren und zugleich die Regeln des Pressekodex einzuhalten. Daran wird sich die WAZ auch in Zukunft halten.