Düsseldorf. Die so genannte Armutsgefährdungsquote liegt in vielen Großstädten des Ruhrgebiets bei rund 20 Prozent. Im Land NRW ist diese Quote niedriger.

2,93 Millionen und damit jeder sechste (16,6 Prozent) Einwohner Nordrhein-Westfalens hatte im Jahr 2018 ein Einkommen, das unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle lag. Laut dem Statistischen Landesamt (IT.NRW) lag die so genannte Armutsgefährdungsquote damit unter dem Höchststand des Vorjahres (2017: 17,2 Prozent). Zehn Jahre zuvor war sie aber mit 14,6 Prozent noch um zwei Prozentpunkte niedriger ausgefallen.

Auch im Ruhrgebiet sank die Armutsgefährdung leicht. Sie liegt aber klar über dem Landesschnitt. Besonders hoch ist die Armutsgefährdungsquote im Emscher-Lippe-Raum. In Bottrop, Gelsenkirchen und im Kreis Recklinghausen lag die Quote im Jahr 2018 bei 20,2 Prozent (2017: 22,4 Prozent). Im Raum Duisburg/Essen (Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen sowie Kreise Kleve und Wesel) sind es 19,3 Prozent (2017: 19,8). Dortmund, Hamm und der Kreis Unna liegen leicht darüber (19,4 Prozent), Bochum, Hagen und Herne sowie der Ennepe-Ruhr-Kreis und der Märkische Kreis leicht darunter (18,9 Prozent).

Als armutsgefährdet gilt, wer im Monat rund 1000 Euro hat

In der EU gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn ihr weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung (hier: dem mittleren Einkommen in NRW) zur Verfügung steht. Die Armutsgefährdungsschwelle für Einpersonenhaushalte lag in NRW im Jahr 2018 bei monatlich 1 006 Euro und für einen Paarhaushalt mit zwei Kindern bei monatlich 2 112 Euro.

Der Sozialverband VdK in NRW nahm die Statistik zum Anlass, auf die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Altersversorgung hinzuweisen. „Es kann nicht sein, dass jemand nach Jahrzehnten voller Arbeit, Kindererziehung oder Angehörigenpflege zum Sozialamt gehen muss“, sagte VdK-Landeschef Horst Vöge. „Allein die Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter sei in den letzten sechs Jahren um knapp 14 Prozent gestiegen, auf zuletzt rund 155.000.

SPD ruft nach zwölf Euro Mindestlohn

Lisa Kapteinat, Sozialexpertin der SPD-Landtagsfraktion, forderte in dieser Woche Initiativen des Landes NRW für eine schnelle Erhöhung des Mindestlohns von heute 9,19 Euro auf zwölf Euro. NRW müsse auch seine Anstrengungen für einen sozialen Arbeitsmarkt verstärken und daran arbeiten, dass bis zum Jahresende 15.000 sozialversicherungspflichtige Stellen für Langzeitarbeitslose zur Verfügung stehen.