Düsseldorf. Ein minderjähriges Opfer hat erst jetzt gegen einen neuen Verdächtigen im Fall Lügde aussagen können. Innenminister Reul informierte den Landtag.
Wieder einmal verkündete NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Innenausschuss bestürzende Neuigkeiten im Fall Lügde: Es gibt einen neuen Beschuldigten, dem der sexuelle Missbrauch mindestens eines Kindes vorgeworfen wird, sagte Reul am Donnerstag. Die Ermittler hatten den 57-Jährigen aus Steinheim bei Höxter bisher gar nicht auf dem Schirm. Ein Kind hat gegen ihn ausgesagt.
Die Politiker im Innenausschuss standen noch unter dem Eindruck eines voran gegangenen Besuches beim Landeskriminalamt, wo ihnen unerträgliche Bilder zu Missbrauchsfällen gezeigt worden waren, als Minister Reul die ersten Details zum neuen Fall präsentierte. Obwohl der Strafprozess in Detmold um den sexuellen Missbrauch von Kindern auf einem Campingplatz in Lügde gegen einen 56-Jährigen aus Lügde und einen 34-Jährigen aus Steinheim längst begonnen hat, seien noch nicht alle minderjährigen Zeugen befragt worden, so Reul. Eines der Kinder erzählte am Mittwoch in einer ersten Anhörung Polizisten davon, dass es Opfer eines 57-jährigen Mannes sei, der seit vielen Jahren eine größere Parzelle auf dem Campingplatz in Lügde nutze.
Verdächtiger war früher schon von der Polizei befragt worden
Der Mann sei zwar früher schon – wie alle anderen Anwohner – zu den Vorfällen auf dem Campingplatz befragt worden, ein Verdacht habe sich damals aber nicht gegen ihn ergeben. Polizisten durchsuchten am Mittwoch und am Donnerstag die Privatwohnung des neuen Tatverdächtigen und dessen Parzelle auf dem Platz in Lügde.
Die Frage, ob der nun Beschuldigte die anderen Hauptverdächtigen im Fall Lügde gut kannte, beantwortete Reul mit Verweis auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht. Wenn es eine solche Verbindung gebe, dann werde ihr „hundertprozentig nachgegangen“, sagte er. Laut Medienberichten soll der neue Beschuldigte mit Mario S., einem der beiden Angeklagten im Missbrauchsprozess, befreundet gewesen sein. Die beiden Männer hätten sich zwischen 2010 und 2015 dieselbe Parzelle auf dem Campingplatz geteilt und sollen unter der gleichen Adresse in Steinheim gemeldet sein.
Anzeige wegen Vergewaltigung einer 15-Jährigen
Im vergangenen Jahr soll eine 15-Jährige den neu Beschuldigten wegen einer Vergewaltigung angezeigt haben. Die Ermittlungen dazu sollen aber aus Mangel an Beweisen eingestellt worden sein, berichten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung.
„Es können noch weitere Verdachtsfälle folgen“, stellte Minister Reul im Ausschuss klar. Weitere sechs Kinder haben noch nicht als Zeugen im Fall Lügde ausgesagt. Sie müssten noch „stabilisiert“ und medizinisch betreut werden. Außerdem sei auch bei den bisher sicher gestellten Datenträgern der Verdächtigen „noch längst nicht alles auf dem Schirm“. Die Auswertung gehe weiter.