Essen/Düsseldorf. . Die ÖPNV-Probleme im Revier setzen das Land unter Druck. Der Fahrgastverband Pro Bahn und die Grünen fordern attraktivere Verbindungen.
Der teure und vielerorts unattraktive öffentliche Nahverkehr im Kerngebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) wird immer mehr zum Problem für die Landespolitik. In Zeiten von Dauerstau und drohenden Diesel-Fahrverboten sollen mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen.
Grünen-Fraktionschef Arndt Klocke kritisierte, dass sich NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) bislang vor allem auf die Digitalisierung der Tickets fokussiere. „Auch wir halten eine unkompliziertere Tarifstruktur für sinnvoll, doch weder lösen ein mobil buchbares E-Ticket noch der Verkauf von landesweiten Fahrscheinen an jeder Verkaufsstelle die Hauptprobleme von Pendlerinnen und Pendlern. Das sind die vielen Verspätungen und Ausfälle, die überfüllten Busse und Bahnen sowie die oftmals unattraktiven Verbindungen und Taktfrequenzen. Hier muss dringend Dampf gemacht werden“, so Klocke.
„Den Kommunen fehlt das Geld“
Auch der sonst selten auf Krawall gebürstete Fahrgastverband Pro Bahn spart nicht mit heftiger Kritik. „Die Qualität des Nahverkehrs im Ruhrgebiet ist gelinde gesagt stark verbesserungswürdig – vor allem im Vergleich zu anderen Ballungsräumen“, sagte Pro-Bahn-NRW-Sprecher Lothar Ebbers der WAZ. Ebbers spricht mit Blick auf die Finanzausstattung des ÖPNV in einigen Revierstädten sogar von einem „Nahverkehr auf Hartz-IV-Niveau“. Die Gründe dafür sieht er auch in den knappen Kassen der Revierstädte. „Den Kommunen fehlt schlichtweg das Geld für Investitionen in Busse und Bahnen“, so Ebbers. Auch das Land trage Verantwortung, weil es zu wenig verkehrspolitisches Profil zeige.
Verkehrsminister Wüst sieht dagegen auch Verbünde, Verkehrsunternehmen und Kommunen in der Pflicht. „Es kann nicht sein, dass Pendler im Ruhrgebiet nur deshalb umsteigen müssen, weil die Stadt- und Straßenbahnen unterschiedliche Spurweiten in den Kommunen haben“, sagte Wüst.
Als mögliche Lösung bringt der Fahrgastverband den Regionalverband Ruhr (RVR) ins Spiel. Der Verband – ohnehin längst Planungsbehörde – könne als eine Art Koordinator für den Nahverkehr im Revier wirken und etwa einen ÖPNV-Rahmenplan für das gesamte Ruhrgebiet aufstellen. Der RVR könne Vorgaben machen für städteübergreifende Linien und einheitlichere Takte.