Düsseldorf. . Die Landesregierung möchte NRW zum Top-Entwicklungsstandort für Computerspiele machen. Aber viele Startups kämpfen um ihre Existenz.

Nordrhein-Westfalen soll Spitzenreiter beim Thema Computerspiele werden. Die Landesregierung plant jedoch nicht, in einer virtuellen Fifa-Liga anzutreten oder einen der unter Spielern angesagten Fortnite-Wettbewerbe zu gewinnen. Vielmehr geht es um die Ansiedlung von Entwicklerstudios. Die Regierungskoalition aus CDU und FDP hat sich nicht weniger als den „Games-Standort Nummer 1“ in Deutschland auf die Fahne geschrieben.

Die beiden Landtags-Fraktionen schlagen vor, ein Kompetenzzentrum zu gründen, in dem sich Hochschulen, Unternehmen und Kreative austauschen und gemeinsam arbeiten können. Zudem soll geprüft werden, welchen Bedarf es im Land an Studiengängen oder Berufsausbildungen in game-spezifischen Jobs gibt. Diese Berufe wären neben Entwicklern zum Beispiel Grafik-Designer oder auch Komponisten.

Land legt Förderprogramm auf für Entwickler

Im entsprechenden Antrag an die Landesregierung heißt es: „Für das Medienland und den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen sind Games ein Innovationsmotor, da in der Entwicklung sowohl Kreativität, interdisziplinäres und internationales Arbeiten als auch technologisches Know-how zusammenspielen.“

Auch interessant

Mitte Januar hatte die Landesregierung erstmals ein Förderprogramm für die Entwicklung von Computerspielen geschaffen. Jedes Produktionsunternehmen mit Sitz in NRW kann bis zu 50 Prozent der Kosten eines Projektes als Förderung beantragen. Die Höchstfördersumme liegt bei 500.000 Euro. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um ein klassisches Computerspiel, eine Smartphone-Daddelei oder ein VR-Game handelt. Dafür stellt das Land im Jahr 2019 drei Millionen Euro zur Verfügung.

Das Geschäft mit den Spielen ist schwer

Für die Entwicklung eines Prototyps gewährt das Land einen Zuschuss von bis zu 100.000 Euro. Thomas Friedmann ist Geschäftsführer des Studios Funatics mit Sitz in Schermbeck und hat unter anderem an der Siedler-Reihe mitgearbeitet. Er ist sieht noch Nachholbedarf bei der Bezuschussung. „Die Entwicklung eines Prototypen kann heute schnell bis zu 250.000 Euro kosten. Die Entwicklungskosten eines marktreifen Spiels bewegen sich in der Regel zwischen einer und über acht Millionen Euro.“

Generell sei Geld ein großes Problem für Selbstständige in der Spieleszene: „Viele junge Startups kämpfen Projekt für Projekt um die Existenz.“

Viele Gamer, aber weniger Erfinder in Deutschland

Laut Branchenverband game gibt es in Deutschland 12.000 Menschen, die in der Videospielbranche arbeiten. Sprecherin Maren Schulz sagt: „Deutschland ist die fünftgrößte Gamer-Nation weltweit.“ Jedoch sind nur sechs Prozent der Spiele, die in Deutschland verkauft werden, auch hier entwickelt worden. Schulz fordert außerdem einen Einsatz von Computerspielen zur Wissensvermittlung auch an Schulen, zum Beispiel im Geschichtsunterricht.

Prof. Dr. Gundolf Freyermuth, der „Media and Game Studies“ an der Technischen Hochschule Köln unterricht, sagt: „Games sind ein Ausdruck von Kultur. NRW wird ein großes Games-Land werden, wenn es eine große Games-Kultur hat.“

>>> Hintergrund: Größte Spielemesse in Köln

Seit 2009 findet mit der Gamescom alljährlich die weltweit größte Videospielmesse in Köln statt. Dort können sich Spielefans die Neuheiten der kommenden Monate anschauen und testen.

In NRW gibt es verschiedene Studiengänge, die sich mit der Entwicklung von Computerspielen beschäftigen. So zum Beispiel am Bochumer SAE Institute, an der Düsseldorfer Mediadesign Hochschule, der Wilhelm Büchner Fernhochschule, der TH Köln oder der Kölner School of Games.