Düsseldorf. . Der Landesintegrationsrat fordert Kurse für Türkisch, Polnisch oder Russisch an Grundschulen. Landespolitiker haben sich zum Vorschlag geäußert.
Gerade hat die Landesregierung Pläne vorgestellt, den Englischunterricht an Grundschulen nach hinten zu verschieben. Statt in der ersten Klasse, könnte Englisch demnächst erst ab der dritten Klasse unterrichtet werden.
Der Vorsitzende des Landesintegrationsrats, Tayfun Keltek, hat jetzt eine ganz andere Herangehensweise vorgeschlagen. Er fordert, dass der Englischunterricht erst auf der weiterführenden Schule beginnt, also ab der fünften Klasse. Stattdessen schlägt er vor, an Grundschulen Sprachkurse anzubieten, die sich an den Muttersprachlern in der Klassen orientieren.
Anerkennung für Kinder mit Migrationshintergrund
Auch interessant
„Um eine Fremdsprache wie Englisch lernen zu können, benötigt man zunächst die Grundlagen der Muttersprache“, sagte der Vorsitzende im Gespräch mit dieser Redaktion. Für die deutschen Kinder könnten Polnisch oder Türkisch zur „Begegnungssprache“ werden, indem sie auch beim Spielen die Muttersprache ihrer Mitschüler lernen. Kelket war selbst 40 Jahre lang Lehrer. „Meine deutschen Schüler sind oft zu mir gekommen, weil sie Türkisch lernen wollten.“
Diese Stunden könnten schon ab dem ersten Schuljahr angeboten werden. Die Entscheidung, welche Sprache gemeinsam mit den deutschen Kindern gelernt wird, soll sich in der Grundschule an der Größe der Gruppe orientieren. Gibt es in einer Klasse unter den Kindern mit Migrationshintergrund vor allem Türken, würde Türkisch angeboten. Möglich wäre auch Polnisch-, Russisch- oder Italienischunterricht.
Deutsch zu lernen ist das A und O
So könnten deutsche und ausländische Kinder gemeinsam lernen. „Das wäre für die Kinder von Migranten eine große Anerkennung“, sagte Keltek. „Die deutsche Sprache muss sauber gelernt werden, das ist das A und O“, fügt er hinzu. Dennoch gehe durch eine Nichtförderung von Muttersprachlern zu viel „gesellschaftliches Potenzial“ verloren.
Auf der weiterführenden Schule stellt sich Keltek ein Modell mit Kursen vor, wie es aktuell bei der Wahl der zweiten Fremdsprache der Fall ist. „Wer in der Grundschule zum Beispiel bereits Italienisch gelernt hat, der hat auch später weniger Probleme mit Englisch“, sagt Keltek. „Das Englisch, was in der Grundschule gelehrt wird, das lernen die Schüler in drei Wochen auf der weiterführenden Schule.“
Schulministerin reagiert ablehnend auf Vorschlag
NRW-Schulministerin, Yvonne Gebauer (FDP), reagierte ablehnend auf den Vorschlag: „Der Vorschlag des Vorsitzenden des Landesintegrationsrats schießt über das Ziel hinaus. Es gibt bereits heute ein breites Angebot an herkunftssprachlichem Unterricht zum Beispiel in Türkisch oder Polnisch, ebenso wie einen breit gefächerten Fremdsprachenunterricht. Beides hat sich bewährt und wird auch nicht verändert.“
Wie die Ministerin mitteilt, sei Englisch die zentrale Fremdsprache, die eine weltweite Kommunikation ermögliche. „Daher bleibt es dabei, dass an Grundschulen und allen weiterführenden Schulen verpflichtend Englisch unterrichtet wird.“
Staatssekretärin: Konzentration auf Deutsch
Auch die NRW-Staatssekretärin für Integration, Serap Güler, äußerte sich zum Vorstoß Kelteks: „Natürlich ist die Muttersprache wichtig, auch integrationspolitisch. Viele Studien weisen darauf hin, dass Kinder, die ihre Muttersprache gut beherrschen, viel leichter weitere Sprachen lernen können.“
Sie stelle aber auch fest, dass es zunehmend Kinder gäbe, die in der Grundschule aufgrund schlechter Deutschkenntnisse nicht mitkommen. Damit seien diese Kinder von Anfang an benachteiligt. „Deshalb halte ich es für richtig, dass gerade in den ersten beiden Jahren der Grundschule die Konzentration auf Deutsch gelegt wird“, sagte die Staatssekretärin. „Davon werden vor allem die Kinder profitieren, die in ihrem Elternhaus nicht deutsch sprechen.“