Essen. . Vor allem Bennpunkt-Schulen klagen über Lehrermangel. Sie sollen von GEW-Vorstoß besonders profitieren. Die Landesregierung lehnt die Idee ab.
Angesichts des gravierenden Lehrermangels in Nordrhein-Westfalen fordert die Bildungsgewerkschaft GEW, das Einstellungsverfahren für Lehrer zu ändern. Pädagogen sollten künftig wie Polizisten gezielt verteilt werden. Hintergrund ist der Mangel an Lehrkräften besonders an Schulen in Brennpunkten: „Wir schlagen vor, für drei Jahre das schulscharfe Einstellungsverfahren für Grundschulen zugunsten eines landesweiten Listenverfahrens auszusetzen“, sagt die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer.
Ziel müsse eine zentrale Steuerung sein, die das aktuelle „schulscharfe“ Bewerbungssystem ablöst. „Die Hilferufe aus Duisburg, Gelsenkirchen und anderen Städten des Ruhrgebiets werden immer lauter“, so Schäfer weiter. Zum Hintergrund: Polizisten werden nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel in der Behörde eingesetzt, die einen großen Bedarf hat.
Bewerber können sich Stellen derzeit aussuchen
Das NRW-Schulministerium weist den Vorstoß zurück: Eine Rückkehr zu einem Verfahren, in dem ausschließlich Einstellungsangebote über Listen vergeben werden, sei nicht vertretbar. Auch die Lehrergewerkschaft Bildung und Erziehung (VBE) äußert sich kritisch: „Da ein allgemeiner Mangel herrscht, ist die Listenziehung momentan nicht zielführend“, sagt Landesvorsitzender Stefan Behlau. Stattdessen bräuchte es eine Erhöhung der Studienkapazitäten sowie Lohngerechtigkeit unter den Lehrern. „Wir setzen dabei auf die Einsicht der Landespolitik.“
Von rund 10.600 Lehrer-Stellen sind in NRW nach Angaben des Schulministeriums zum Stand Dezember 2018 etwa 2400 nicht besetzt. Vor allem Städte, die bei Absolventen nicht beliebt sind, litten darunter, so GEW-Sprecher Berthold Paschert.
Land setzt auf den Sozialindex
Derzeit läuft die Lehrerbewerbung zunächst „schulscharf“ auf Stellenangebote, die Schulen ausschreiben. Anschließend wird das übrige Kontingent an freien Stellen über eine Liste verteilt. Da es zu wenige Bewerber gibt, hätten diese aber freie Stellenwahl, so die GEW.
„Das Land nutzt bereits verstärkt den sogenannten Sozialindex, um Stellen in Schulen zu schaffen, die aufgrund ihrer sozialen Lage benachteiligt sind“, betont Mathias Richter, Staatssekretär im Schulministerium. Der Index misst die soziale Belastung der Kreise und kreisfreien Städte. Bei Bedarf werden ihnen zusätzliche Stellen zugewiesen. „Wir prüfen jetzt, ob wir den Sozialindex auch schulscharf ausrichten können.“