Düsseldorf. Zehn Jahre lang bekam niemand mit, dass auf einem Campingplatz mindestens 23 Kinder missbraucht wurden. Was lief schief in den Behörden?
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) hat Konsequenzen für die Jugendämter nach dem massenhaften sexuellen Missbrauch von Kindern auf einem Campingplatz in Ostwestfalen angekündigt. Die widerwärtigen Straftaten müssten von Polizei und Staatsanwaltschaft gründlich aufgeklärt werden. Man werde parallel systematisch vorgehen und analysieren, „wo Verbesserungen erfolgen können und müssen“, sagte Stamp unserer Redaktion. Dazu gehöre, den Personalbedarf der Behörden vor Ort zu überprüfen sowie Prävention und Sensibilisierung zu verstärken. „Hierüber werden wir mit den Kommunen sprechen“, kündigte Stamp an. Auch Experten müssten hinzugezogen werden.
Ermittlungen auch gegen Jugendämter
Im Missbrauchsfall auf dem Campingplatz von Lügde ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen die Jugendämter des Kreises Lippe und des Landkreises Hameln-Pyrmont in Niedersachsen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren sollen zwei Männer mindestens 23 Kinder sexuell missbraucht und kinderpornografisches Material hergestellt haben. Das Jugendamt des Kreises Lippe erfuhr nach eigenen Angaben Ende 2018 von einer Strafanzeige wegen Kindesmissbrauchs.
Dauercamper doch als Kinderschänder angezeigt?
Das betroffene Mädchen hatte als Pflegekind bei einem der Tatverdächtigen auf dem Campingplatz gelebt. Bereits Ende 2016 sei bei dem Jugendamt eine Kindeswohlgefährdung angezeigt worden, die man geprüft habe, so die Behörden. Es habe damals aber keine Hinweise auf sexuellen Missbrauch gegeben. Die „Lippische Landes-Zeitung“ berichtete dagegen, der Dauercamper und mutmaßliche Kinderschänder sei 2016 schon angezeigt worden, weil er junge Mädchen unsittlich berührt haben soll.