Gelsenkirchen. . Gelsenkirchens Oberbürgermeister: Das nördliche Ruhrgebiet braucht Schubkraft. Sein Vorstoß löst eine kontroverse Debatte im Ruhrgebiet aus.
Der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen fordert eine Universität für das nördliche Ruhrgebiet. „Es wird Zeit für eine Universität an der Emscher“, sagte Frank Baranowski (SPD) dieser Zeitung. Der Norden des Reviers könne von einer Uni ähnlich profitieren wie Dortmund, Bochum, Essen und Duisburg. Bisher bleibe der Region diese Chance verwehrt.
„Es gibt ein Revier der zwei Geschwindigkeiten“, kritisiert Baranowski. Dieses „Ungleichgewicht“ zwischen dem nördlichen und dem mittleren Ruhrgebiet sei auch darin begründet, dass in der Mitte Universitäten „wie auf einer Perlenkette“ aufgereiht seien. Eine Uni ziehe Forschungsinstitute und Drittmittel für die Wissenschaft an und wirke unmittelbar auf die Umgebung.
Baranowski: Es wird Zeit für eine echte Lösung“
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Diese Perspektive hätte auch der Norden verdient, wo gerade erst die letzte Steinkohlezeche geschlossen wurde. Die „Emscher-Uni“ wäre aus Baranowskis Sicht ein gutes Projekt für die „Ruhrkonferenz“ der Landesregierung. „Es wird Zeit für eine echte Lösung, die uns noch einmal Schubkraft verleiht“, sagte Baranowski.
Die Forderungen des Oberbürgermeisters rufen geteilte Reaktionen hervor. Unterstützung erhält Baranowski von Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des Regionalverbands Ruhr. Um neue Anreize für Investitionen und wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu schaffen, müssten dringend mehr anwendungsorientierte Forschungseinrichtungen angesiedelt werden, „insbesondere im nördlichen Ruhrgebiet“, sagte sie der WAZ.
Stärkung der regionalen Wirtschaft
Auch Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen, begrüßt Baranowskis Vorstoß. „Investitionen in Bildung und Forschung können nur richtig sein“, sagte er. Sie stärken die regionale Wirtschaft, schaffen Arbeitsplätze und lösen Existenzgründungen aus und werten die gesamte Region auf.
Mit Blick auf die zahlreichen Hochschulen im Ruhrgebiet äußerte Wolfgang Rohe, Geschäftsführer der Stiftung Mercator in Essen, Kritik an den Plänen für eine neue Uni. „Wenn man einen Effekt für die Region erzielen will, ist die Neugründung einer Universität die falsche Strategie“, sagte er der WAZ. Ihr Aufbau würde viele Jahre beanspruchen, zudem seien enorme Investitionen nötig. Sinnvoller wäre es, Forschungseinrichtungen, Start-ups oder Institute bestehender Hochschulen in der Region anzusiedeln.
Investitionen nach dem Bergbau nötig
Hochschulexperte Frank Ziegele, Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh, hat Sympathie für den Vorschlag: „Der Oberbürgermeister hat Recht, wenn er sagt, dass nach dem Ende des Steinkohlebergbaus in die Region investiert werden sollte. NRW muss sich noch mehr zur Bildungs- und Innovationsregion weiter entwickeln. So gesehen ist jede neue Hochschule in NRW willkommen.“