Düsseldorf. . Aachener Burschenschafter gewinnt einen Ideen-Wettbewerb zum neuen Linksextremismus-Aussteigerprogramm. NRW-Innenminister distanziert sich.

Wollte sich NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) beim neuen Linksextremismus-Aussteigerprogramm des Landes ausgerechnet von einem rechten Burschenschafter inspirieren lassen? Diesen Verdacht legt eine aktuelle Vorlage des Innenministeriums für den Landtag nahe.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) plant eine Kampagne für das Aussteigerprogramm für Linksextremisten. Den Wettbewerb gewann ausgerechnet ein Mitglied einer rechten Burschenschaft.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) plant eine Kampagne für das Aussteigerprogramm für Linksextremisten. Den Wettbewerb gewann ausgerechnet ein Mitglied einer rechten Burschenschaft. © Frank Oppitz

Kurz vor Weihnachten zeichnete die Landesregierung den Siegerentwurf eines Studenten der RWTH Aachen für die Öffentlichkeitsarbeit der geplanten Kampagne „Left“ aus. Das Präventionsprogramm soll sich an Aussteiger aus der linksextremistischen Szene wenden. Mit 2000 Euro prämiert wurde eine Plakatidee, die das Foto eines Steine werfenden Autonomen zeigt und den Text: „Wir sind friedlich, was seid Ihr?“

Sieger gehörte zu „Teutonia“ Aachen

Reul musste am Dienstag offiziell einräumen, was seit Wochen durch die sozialen Netzwerke geistert: Der Sieger seines Wettbewerbs ist Mitglied der zum Teil schlagenden Aachener Burschenschaft „Teutonia“. Bis 2012 war sie Mitglied im Dachverband „Deutsche Burschenschaft“, die bereits häufiger mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht wurde. Die Opposition schäumt nun über die „Posse“.

Im Dezember war Reul voll des Lobes. Bei den vielen guten Entwürfen, die von Studenten des Instituts für Sprach- und Kommunikationswissenschaften eingereicht worden seien, habe die Jury unter Beteiligung des Ministeriums nur schwer eine Auswahl treffen können. Das Vertrauen in die jungen Leute sei nicht nur berechtigt gewesen, jubelte Reul, „es wurde sogar noch übertroffen“. Aus den drei Gewinner-Entwürfen werde in den kommenden Wochen eine Kampagne entstehen.

Innenministerium rückt von Entscheidung ab

Das klingt plötzlich anders. „Eine Entscheidung darüber, ob die prämierten Entwürfe am Ende auch Teil der Kampagne werden, wurde damit nicht getroffen“, heißt es in der aktuellen Vorlage. „Left“ werde von Experten des Innenministeriums entwickelt. Die Arbeiten der Studenten? Lediglich eine „Grundlage“. Reul verweist darauf, dass die Jury „anonymisierte Entwürfe“ bewertet und sich der Sieger erst nach der Prämierung zu seinen Burschenschaft-Aktivitäten eingelassen habe.