Düsseldorf. Um das Land auf den Klimawandel einzustellen, erwägt NRW-Agrarministerin Ursula Heinen-Esser auch den Anbau dürreresistenter Nutzpflanzen.
Umwelt- und Agrarministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) will Landwirtschaft und Städte in Nordrhein-Westfalen nach dem Dürresommer besser für den Klimawandel rüsten. "Wir werden uns in der Landwirtschaft intensiv über Pflanzenanbau austauschen müssen", sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur.
"Das heißt, wir werden uns wahrscheinlich nach Pflanzen umsehen müssen, die sowohl Dürre als auch Starkregen aushalten können." Auch die Fruchtfolge, also die Abfolge des Anbaus verschiedener Nutzpflanzen, sei ein Thema. "Das gehen wir jetzt an."
Nothilfen für Dürreschäden sollen überflüssig werden
Vergangene Woche hatte Heinen-Esser bereits ein Konzept vorgestellt, das den Wald widerstandsfähiger gegen Wetterextreme machen soll. In der Landwirtschaft gibt es auch bereits entsprechende Pläne. So könnte das Anbauspektrum erweitert werden, etwa durch tiefwurzelnde Sorten oder trockenresistente Arten wie Hirse, Sudangras oder Miscanthus (Elefantengras).
Um Bodenerosion durch Starkregen zu vermeiden, sollten Zwischenfrüchte angebaut werden. Auch durch eine Änderung der Fruchtfolgen und Bodenbearbeitung könnte das Risiko von Missernten gemindert werden. Klar ist laut Agrarministerium aber auch, dass es nicht plötzlich "die eine Dürre-geeignete Sorte" geben kann. Erst allmählich erfolge eine Anpassung der Sorten.
Es müsse ein System entwickelt werden, das die Landwirte so weit stabilisiere, dass sie mit Wetterextremen aller Art zurecht kommen, sagte Heinen-Esser. Langfristig solle das bürokratische System der nachträglichen Nothilfen, wie dürregeschädigte Landwirte sie dieses Jahr beantragen konnten, überflüssig werden.
Heinen-Esser bekennt sich klar zum Klimaabkommen
Die Ministerin reist von Dienstag bis Donnerstag als Vertreterin der CDU-geführten Bundesländer zum UN-Klimagipfel ins polnische Kattowitz (Katowice). Dort will sie sich auch informieren, wie andere Länder mit Wetterextremen wie Dürre oder Starkregen umgehen.
"Den Klimawandel aufzuhalten ist das Eine, das Andere ist, wirksame Klimaanpassungsmaßnahmen zu schaffen." Das sei angesichts der Wetterextreme besonders schwer.
Hauptziel des Gipfels in Kattowitz müsse sein, dass man sich auf Regeln zur Umsetzung des Pariser Klimaübereinkommens von 2015 verständige und es zu verbindlichen Abmachungen komme. Auch wenn die USA aus dem Klimaabkommen ausgestiegen seien: "Wir müssen weitermachen", sagte Heinen-Esser.
Das habe auch das Jahr in NRW gezeigt. Der Wassergehalt in Talsperren sinke, Tankstellen hätten über Tage kein Benzin mehr gehabt, Binnenschiffe seien wegen Niedrigwasser nicht mit voller Ladung gefahren: "Das sind viele Nadelstiche, bei denen man merkt: Der Klimawandel ist bei uns angekommen."
Anstieg der Durchschnittstemperatur seit 1881 um 1,5 Grad
Auch die Städte sollen auf künftig heißere Sommer vorbereitet werden. Die Städte bräuchten "erheblich mehr grüne Infrastruktur", sagte Heinen-Esser. Dazu gehörten bepflanzte "Hitzeinseln", Dach- und Fassadenbegrünung und Frischluftschneisen. Hitzekarten zeigten, dass dort, wo es in den Städten grüne Bereiche gebe, die Temperaturen weniger stark anstiegen.
Heinen-Esser kritisierte die zunehmende Flächenversiegelung. "Es werden auch unversiegelte Flächen gebraucht, damit das Wasser ablaufen kann." Viele hätten in ihren Vorgärten und Gärten aber inzwischen Kiesel und Steine. "Sie versiegeln sich damit quasi selber den Boden und wundern sich dann, dass das Wasser in den Keller läuft."
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat ermittelt, dass sich im Zeitraum von 1881 bis 2017 die mittlere Jahrestemperatur in NRW um 1,5 Grad Celsius erhöht hat. Bis 2050 ist mit einem Anstieg der Durchschnittstemperatur in NRW um 0,7 bis 1,7 Grad zu rechnen. Die Folge sind mehr besonders heiße Tage. (dpa)