Essen. . An sechs Kriterien können sich Eltern bei der Schulwahl orientieren. Expertin rät: Hören Sie auch auf ihr Bauchgefühl.

Wenn Eltern die Entscheidung über die Schulform gefällt haben, stehen sie vor der nicht weniger schwierigen Frage: Wie erkenne ich eine gute Schule? Wer sollte das besser wissen als Andrea Preußker, Projektleiterin der Robert Bosch Stiftung, die jährlich den Deutschen Schulpreis vergibt. „Eine Bewerberschule muss in sechs Qualitätsbereichen gut abschneiden, die eine Expertenkommission für uns erarbeitet hat“, erklärt sie. Daran könnten sich Eltern orientieren.

Erstens: Leistung

Ein wichtiges Kriterium sind schlicht die Leistungen der Schüler in den Kernfächern, aber auch im sportlichen und musischen Bereich, erklärt Preußker. Eltern können sich erkundigen, ob es neben der s Notenvergabe auch andere Leistungsbewertungen gibt, etwa Berichte, die oft mehr aussagen als eine Ziffer. Manche Schulen pflegten auch Kooperationen mit Betrieben oder Hochschulen.

Andrea Preußker, Robert Bosch Stiftung
Andrea Preußker, Robert Bosch Stiftung

Zweitens: Vielfalt

Eine gute Schule gehe auf unterschiedliche Begabungen ein und unterstütze auch Kinder, die von der Familie wenig Hilfe bekommen können. „Eltern könnten erfragen, ob es Konzepte für Lese-Rechtschreib-Schwächen gibt oder für sozial auffällige Schüler“, sagt Preußker. Gibt es Angebote je nach Begabung, wie wird der inklusive Unterricht gestaltet? Und: Wie werden die Eltern ausländischer Kinder eingebunden? Feiert man Feste der Kulturen? Wie bringen sich Lehrer mit ihrer Herkunft ein?

Drittens: Unterrichtsqualität

„Das ist natürlich das Kerngeschäft der Schulen“, sagt Andrea Preußker. Gute Schulen setzen nicht allein auf den Frontalunterricht, sondern geben ihren Schülern Mitverantwortung, wenden Methodenvielfalt und Freiarbeit an. Eltern könnten fragen, ob sie einmal den Unterricht besuchen dürfen. Wie ist die Atmosphäre, wie gehen Lehrer und Schüler miteinander um, welcher Ton herrscht vor, gibt es Diskussionen? Preußker rät den Eltern: „Fragen Sie andere Kinder, wie sie sich fühlen. Reden Sie mit anderen Eltern. Folgen Sie Ihrem Bauchgefühl!“

Viertens: Verantwortung

Wenn deutlich bemerkbar ist, dass sich Schüler und Lehrer für ihre Schule einsetzen, ist das ein gutes Zeichen. Eltern könnten konkret danach fragen, ob ein Schülerparlament eingerichtet ist, ob es Klassenregeln gibt – und wer sie aufstellt. Dann: Wie ist die Schule gestaltet, gibt es ein respektvolles Miteinander. Und nicht zuletzt: Wie sehen die Toiletten aus?

Fünftens: Schulklima

Zunächst geht es darum, ob sich die Schüler wohl fühlen an ihrer Schule. Dazu gehören auch Arbeitsgruppen und ein gut gestalteter Ganztag. „Manche Ganztagsschulen ersetzen zum Teil auch das Vereinsleben“, sagt Preußker. Sie kooperieren mit Sportvereinen, Musik- oder Tanzschulen. Eltern können sich fragen, ob für ihr Kind etwas passendes dabei ist.

Sechstens: Schulentwicklung

Eine gute Schule ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Positiv sei, wenn Lehrer oder Schulleitungen offen sind für Anregungen und Kritik von Schülern oder Eltern. Wichtig sei zum Beispiel, ob die Schule ein bestimmtes Leitbild verfolgt. Gibt es Fortbildungen für Lehrer oder einen Hort in den Ferien? Eltern könnten fragen, ob das Kollegium komplett ist und wie viele Seiteneinsteiger eingesetzt werden.

Was können Eltern tun?

Eltern sollten nicht nur den Tag der offenen Tür nutzen, rät Preußker. Mit ihren Kindern könnten sie sich auch vorab an der Schule umsehen, um einen Eindruck vom Schulalltag zu erhalten. Andrea Preußker warnt allerdings vor allzu hohen Ansprüchen: „Seit 2006 vergeben wir den Schulpreis. Die perfekte Schule haben wir noch nicht gefunden.“