Düsseldorf. . International wird über den NRW-Abgeordneten Yüksel berichtet, der einen AfD-Mitarbeiter wiederbelebte. Er nutzt die Bekanntheit für ein Anliegen.
Die erfolgreiche Wiederbelebung eines AfD-Mitarbeiters im Landtag durch den Wattenscheider SPD-Abgeordneten Serdar Yüksel hat in Deutschland und sogar international hohe Wellen geschlagen. Dutzende deutsche Online-Portale und Zeitungen griffen das Thema auf, ebenso zahlreiche türkische Portale. Die Geschichte, über die die WAZ zuerst berichtete, wird auch in französisch-, englisch- und spanischsprachigen Medien weitererzählt.
Dem Retter selbst ist die Situation etwas unangenehm. „Das war keine Heldentat. Ich habe nur das Selbstverständliche getan“, sagte er gestern. Die vielen Interview-Anfragen von TV- und Radiosendern sagte Yüksel am Freitag ab: „Ich kann nicht vor eine Kamera treten, und der Patient liegt noch auf der Intensivstation.“
Braun ist inzwischen außer Lebensgefahr
Yüksel hatte am Mittwochnachmittag im Gesundheits- und Sozialausschuss des Landtags zusammen mit der FDP-Landtagsabgeordneten Susanne Schneider den AfD-Fraktionsmitarbeiter Hans Braun, der mitten in der Sitzung einen Herzstillstand erlitt, durch beherztes Eingreifen erfolgreich reanimiert. Die beiden Abgeordneten sind ausgebildete Krankenpfleger. Inzwischen geht es Hans Braun, der in einem Düsseldorfer Krankenhaus liegt, den Umständen entsprechend besser. Er sei wohl außer Lebensgefahr, erklärte ein AfD-Sprecher unter Berufung auf Aussagen der Familie des Patienten.
Rund 600 Kommentare via Mail und Facebook zu seiner guten Tat hat der türkeistämmige und in Essen geborene Politiker seit Mittwochabend bekommen. Nur zwei gehören zur Kategorie Hassmails und übelste Entgleisung. „Einer schrieb: ,Wer einen Nazi rettet, ist selbst ein Nazi’, ein anderer: ,Ich würde lieber sterben, als mich von einem Türken retten zu lassen’,“ erzählt Yüksel. Der weitaus größte Teil der Zuschriften seien freundliche Glückwünsche. „Viele erzählen davon, dass auch sie eine Herzattacke hatten und von Ersthelfern gerettet wurden. Andere sagen: Schön, dass die alte Tugend, Menschen in Not zu helfen, noch gilt.“
Appell: „Frischt Eure Erste-Hilfe-Kenntnisse auf!“
Yüksel, ein gelernter Intensivpfleger, will nun die Chance seiner Bekanntheit nutzen, um möglichst vielen Menschen zu sagen: „Frischt Eure Erste-Hilfe-Kenntnisse auf! Meldet Euch bei einem Kurs des Roten Kreuzes, der Johanniter, des Arbeiter Samariter Bundes oder anderer Experten an!“ Nur in 15 Prozent solcher medizinischer Notfälle werde von Umstehenden tatsächlich Ersthilfe geleistet. Die meisten Menschen fühlten sich mit dieser Situation überfordert, sagt er. „Aber schnelles Reagieren ist extrem wichtig. Schon nach wenigen Minuten kann das Gehirn bei einem Herzstillstand nachhaltig und unumkehrbar geschädigt werden.“
Weil Yüksel auf 15 Jahre als Intensivpfleger im Marienhospital Gelsenkirchen zurückblickt, sagt er auch noch einen Satz über die Pfleger und Ärzte in den Kliniken: „Die retten jeden Tag Menschenleben, aber sie leisten ihre Heldentaten im Verborgenen, ohne große Öffentlichkeit.“
Die AfD-Landtagsfraktion bedankte sich per Mitteilung „ausdrücklich und sehr herzlich“ bei Yüksel und Schneider. In solchen Situationen spielten politische Positionen keine Rolle mehr, ließ Fraktionschef Markus Wagner erklären.
Dank auch für Susanne Schneider
Die FDP-Politikerin Susanne Schneider will nicht als Retterin gefeiert werden. Auf Twitter schrieb sie, der Fall habe nichts mit Berufsethos zu tun. „Helfen, wenn man es kann – das ist selbstverständlich und nichts für Presse und Selbstdarstellung“, sagte sie dort. Prominente FDP-Politiker wie NRW-Integrationsminister Joachim Stamp und der Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff gratulierten ihr dennoch. „Danke, Serdar und Susi! Auch wenn’s einfach Humanität ist. In diesen Zeiten entbehrt es nicht einer gewissen, nun ja, Ironie“, twitterte Lambsdorff. Stamp twitterte: „Bunte Demokraten-Koalition rettet AfD-Mitarbeiter das Leben. Vielleicht bringt das ein paar rechte Hater mal zum Nachdenken.“
Serdar Yüksel will sich am Wochenende weiter in dem Düsseldorfer Krankenhaus nach dem Genesungsprozess des Geretteten erkundigen und würde Hans Braun, wenn dieser damit einverstanden ist, in den kommenden Tagen auch besuchen, allerdings ohne große Öffentlichkeit.