Tokio. . Schwarz-Gelb will das Land zum Elektromobilitätsstandort Nummer eins machen. Unterstützung dafür sucht Wirtschaftsminister Pinkwart in Japan
Nordrhein-Westfalen sieht sich auf einem guten Weg, sich zu einem der führenden Standorte der Elektromobilität zu entwickeln. Dies erklärte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) jetzt zum Auftakt des German-Japanese-Smart Mobility-Symposiums in Tokio. „Auf dem Weg zum Elektromobilitätsstandort Nummer eins ist NRW schon ein gutes Stück vorangekommen: Schon jetzt sind wir europaweit der größter Hersteller von Elektro-Vans.“ Doch nicht nur diese kommen aus Nordrhein-Westfalen: „Bei uns werden derzeit die meisten Elektroautos gebaut“, so Pinkwart.
„Wir wollen es hinbekommen, dass die gesamte Wertschöpfungskette der Elektromobilität in NRW geschaffen wird. Vom Fahrzeug bis zur Batteriezelle“, sagte Pinkwart im Vorfeld des Symposiums, das von über 500 japanischen und deutschen Unternehmern besucht wurde. Japan ist durch seinen starken Hybridausbau bereits seit Jahren ein Vorreiter in der Automobilbranche. Schon jetzt fahren auf Japans Straßen etwa sieben Millionen Hybridautos, also Fahrzeuge mit einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor.
Freihandelsabkommen soll Hürden senken
Durch das Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU, das im nächsten Jahr in Kraft tritt, ergeben sich auch für diese Branche neue Möglichkeiten. „Das Abkommen wird kein großer Knall sein, der alle Barrieren beseitigt, aber es ist ein guter Einstieg in den Prozess der Öffnung“, sagte Gerhard Eschenbaum, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf.
Die Voraussetzungen, um das ambitionierte Ziel zu erreichen, sind in NRW gegeben. Viele Start-Ups haben sich gegründet, die sich mit den Themen Elektromobilität und „Smart Mobility“ beschäftigen. Das Start-Up StreetScooter etwa wurde 2010 gegründet und gibt seitdem den Ton an bei Elektro-Vans. 2014 stieg die Deutsche Post mit ein – seitdem werden Pakete der DHL in ausgesuchten Schwerpunktstädten, etwa Bochum, mit den Elektrotransportern befördert.
Start-Ups aus NRW sind auf dem Vormarsch
Inzwischen hat sich die ehemalige Ausgründung der Aachener RWTH zu einem eigenen Unternehmen namens e.GO Mobile AG entwickelt. Das vor drei Jahren gegründete Start-Up möchte die Elektromobilität alltagstauglich machen. „Unsere Elektroautos sollen praktisch und vor allem auch bezahlbar sein. Zudem darf das Fahrvergnügen nicht verloren gehen“, erklärt Stephan Krumm, Vorsitzender des Aufsichtsrates von e.GO, beim Besuch in Japan. Urbane Mobilität sei das Stichwort. Die Autos seien nicht dafür gedacht, mit einer dicken Batterie 500 Kilometer in den Urlaub fahren zu können, sondern seien für den Stadtverkehr geeignet, so Krumm.
Mit einem weiteren großen Projekt will das Start-Up den Markt revolutionieren: Noch in diesem Jahr sollen zehn autonom fahrende Elektrobusse gebaut werden. Mit den Bussen sollen Kleingruppen ohne Fahrer transportiert werden. Mit dieser neuen Art von „Smart Mobility“ können Fahrgäste sich den nächsten Bus auf einer App anzeigen lassen. Bis März 2019 sollen 40 dieser „Mover“ produziert werden.
Ladesäulen und Steckdosen aus dem Sauerland
Doch nicht nur die eigentliche Automobilfertigung hat ihren Blick auf die Elektromobilität gerichtet. Auch Ladesäulen- oder Steckdosen-Hersteller aus NRW haben den Markt für sich entdeckt. Mennekes Elektrotechnik hat sein Hauptgeschäft umgestellt und produziert nun die Hardware für die Steckdosen der E-Autos. „Wir setzen damit einen EU-Standard für Steckdosen“, sagt Christopher Mennekes, Geschäftsführer der Firma aus Kirchhundem im südlichen Sauerland, beim Symposium in Tokio.
Auch Andreas Pinkwart sieht vor allem in den Start-Ups die Zukunft der E-Mobilität. „Sie geben NRW neuen Aufschwung und schaffen in kurzer Zeit mehr als die großen Automobilfirmen.“ Doch auch diese zeigen immer mehr Interesse an der Elektromobilität. So bringt Mercedes 2019 seinen ersten Elektrosprinter auf den Markt. Er wird im Düsseldorfer Sprinter-Werk des Konzerns gebaut.
„Die Elektromobilität wird revolutioniert und die Kundenbedürfnisse dabei immer weiter in den Vordergrund gestellt“, sagte Pinkwart. Als Resultat des Symposiums und der insgesamt einwöchigen Reise der NRW-Delegation erhoffen sich die deutschen und japanischen Unternehmen gegenseitige Impulse und neue Kooperationen für die künftige Entwicklung der Elektromobilität.
54.000 Elektroautos auf deutschen Straßen
Eine Million Batterieautos sollten 2020 auf deutschen Straßen fahren. Das einst ehrgeizige Ziel der Bundesregierung dürfte wohl weit verfehlt werden.
Laut Kraftfahrtbundesamt steigt der Anteil alternativer Antriebe im Straßenverkehr zwar seit Jahren stark an. Zum Stichtag 1. Januar 2018 waren dennoch nicht mehr als nur rund 54.000 reine Elektro-Pkw, knapp 240.000 Hybrid-Fahrzeuge und 45.000 Plug-In-Hybrids in Deutschland zugelassen.