Düsseldorf/Kerpen. Nach dem Unfalltod eines Journalisten hat die NRW-Regierung die Räumungen im Hambacher Forst vorerst ausgesetzt. Wann es weitergeht, ist offen.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat die Räumungsarbeiten im Braunkohlerevier Hambacher Forst nach dem Tod eines Journalisten «bis auf weiteres» ausgesetzt. «Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen», sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf.
In einem Radiointerview appellierte Reul am Donnerstagmorgen an die Waldbesetzer, die Baumhäuser freiwillig zu verlassen – «damit nichts passiert». Die Baumhäuser müssten geräumt werden, weil sie gefährlich seien, sagte der CDU-Politiker auf WDR 2.
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Am Mittwoch war ein Journalist im Hambacher Forst tödlich verunglückt. Der junge Mann brach durch die Bretter einer Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern und stürzte 15 Meter in die Tiefe. Rettungskräfte konnten nichts mehr für ihn tun. Alle Arbeiten zur Räumung im Hambacher Forst wurden vorerst eingestellt.
Polizeisprecher Paul Kemen sprach von einem "tragischen Unglücksfall". Bei dem Toten handele sich um einen jungen Journalisten, der seit längerem das Leben der Aktivisten in den Baumhäusern dokumentiert habe, sagte er. "Ich möchte - ich muss - betonen, dass dieser Unglücksfall in keinem Zusammenhang steht mit polizeilichen Arbeiten hinsichtlich der Räumung der Baumhäuser." Es habe zum Unglückszeitpunkt keine Polizeimaßnahmen in der Nähe der Unglücksstelle und am Baumhaus gegeben. Der Journalist habe gerade seine volle Speicherkarte eintauschen wollen, als er abstürzte.
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Aktivisten nennen das Opfer "einen Freund"
Das Aktionsbündnis "Hambi bleibt" verlangte einen sofortigen Stopp der Räumung. "Wir fordern die Polizei und RWE auf, den Wald sofort zu verlassen und diesen gefährlichen Einsatz zu stoppen. Es dürfen keine weiteren Menschenleben gefährdet werden", schrieb die Initiative in ihrem Blog.
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Zu dem tödlichen Sturz sei es vermutlich gekommen, weil der Journalist einen SEK-Einsatz in der Nähe habe beobachten wollen. Über die zwischen zwei Baumhäusern gespannte Brücke habe er anscheinend näher an den Einsatz herangehen wollen, schrieb die Initiative in ihrem Blog. Dabei sei er aus über 20 Metern Höhe abgestürzt. Der Tote sei "ein Freund, der uns seit längerer Zeit im Wald journalistisch begleitet", betonte das Aktionsbündnis.
Nacht zu Donnerstag blieb ruhig im Hambacher Forst
RWE teilte nach dem Unfall mit: „Wir sind zutiefst erschüttert und bedauern den tragischen Unfall im Hambacher Forst sehr. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen.“ Die Grünen zogen ihren Antrag zurück, am Donnerstag im Landtag über ein Rodungsmoratorium zu debattieren. Greenpeace sagte eine geplante Pressekonferenz ab.
Die Kriminalpolizei hat nach dem Vorfall Ermittlungen aufgenommen. Beamte seien am Donnerstag im Wald vor Ort, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Einen Anfangsverdacht für eine Straftat gibt es nach Angaben der Aachener Staatsanwaltschaft nicht. «Es sieht nach einem Unglücksfall aus», sagte Oberstaatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts.
In der Nacht blieb es im Braunkohlerevier ruhig. Mit Kerzen erinnerten die Aktivisten an den Toten. Am Donnerstag wollen Beamte Gefahrenquellen im Hambacher Forst absichern. Wann die Räumung fortgesetzt werden könnte, wisse er zum jetzigen Zeitpunkt nicht, sagte Innenminister Reul am Donnerstagmorgen. «Das wollen wir in aller Ruhe überlegen», sagte Reul. (stew/dpa/epd)