Duisburg. . Nach dem Beschluss der Landesregierung, ihre Spielbanken zu verkaufen, herrscht große Unruhe am Standort Duisburg - dem Primus unter den Casinos.

Am vergangenen Montag waren noch 50 der insgesamt 225 Beschäftigten der Duisburger Spielbank sorgenvoll zur lokalen CDU-Parteinzentrale an der Königstraße marschiert, um dort jener Christlichen Union, die derzeit mit den Liberalen das Land NRW regiert, einen Brief zu übergeben, in dem die Duisburger Westspiel-Beschäftigten ihre Forderungen und Zukunftssorgen formuliert hatten.

Schon einen Tag später, am Dienstag in dieser Woche, fasste die schwarz-gelbe Landesregierung in Düsseldorf den seit Wochen diskutierten Grundsatzbeschluss: Die staatlichen Anteile an der Westdeutschen Spielbanken GmbH (Westspiel) werden vollständig veräußert. Damit ist der Weg frei für den Privatisierungsprozess von vier Spielbanken der Westspiel in NRW.

„Werden um jeden Job kämpfen“

Jochen Braun, Direktor des Duisburger Casinos nimmt es gelassen: „Dieser Privatisierungsplan stand ja ganz oben im Koalitionsvertrag von CDU und FDP, ich kann das nicht beeinflussen und will es auch nicht kommentieren.“ Aber, da das Duisburger Casino mit jährlich 40 Millionen Euro Bruttospielertrag stets mit Berlin um die Spitzenposition aller Spielbanken in Deutschland kämpfe, könne dem Casino „auch unter privater Führung nichts passieren.“ Der einzige Job, den Casino-Direktor Braun eventuell gefährdet sieht, sei sein eigener. Braun: „Aber ein privater Betreiber wird in Duisburg die bestehende Mannschaft von 225 Beschäftigen auf jeden Fall benötigen. Mit weniger Personal kann man das Casino nicht fahren.“

Die Beschäftigten des Westspiel-Casinos im City-Palais sind aber nach Worten von Sven Otzisk, dem Vorsitzenden des Betriebsrates der Duisburger Spielbank, doch sehr beunruhigt: „Die Kollegen bangen um ihre Zukunft und fragen sorgenvoll, was wird geschehen?“ Sie hätten mit Unverständnis und Unbehagen zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Privatisierungsprozess in Gang gesetzt wurde, ohne mit den Arbeitnehmervertretern zu reden. Sie haben es, wie man so sagt, aus der Zeitung erfahren. Deshalb kündigt Otzisk an: „Wir werden, wenn es dazu kommen sollte, um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen!“

Weder Arbeitsplatz- noch Standortgarantie

Natürlich sei das Duisburger Casino wirtschaftlich sehr gut aufgestellt und jeder mache hier „einen Superjob“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Doch wisse man eben nicht, ob die politischen Ankündigungen wie „die Casinos werden im Paket verkauft“, oder, der private Eigentümer werde „unter den gleichen Bedingungen wie zuvor die staatliche Westspiel arbeiten“, am Ende auch eingehalten werden. Die Roulette-Kugel rollt.

Ähnlich sieht es auch die Duisburger SPD-Landtagsabgeordnete Sarah Philipp. Sie kritisiert: „Entschieden wurde über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg. Die Mitte-Rechts-Koalition gibt weder eine Arbeitsplatz- noch eine Standortgarantie.“

Der Verwaltungsvorstand der Stadt, so ein Sprecher, erwarte, dass das Duisburger Casino langfristig erhalten bleibe, mit all seinen Arbeitsplätzen, zudem müssten die strengen Standards bei Aufsicht und Missbrauchsvermeidung erhalten bleiben. Und natürlich müsse die für die Stadtkasse wichtige Spielbankabgabe weiterhin fließen. Zwischen 2002 und 2016 hat die Stadt 72 Millionen von der Westspiel überwiesen bekommen.

Staatliche Aufsicht über private Betreiber verstärken

Dazu erklärte NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper, es sei nicht entscheidend, ob eine Spielbank in öffentlicher oder privater Hand sei. Entscheidend sei, dass die Aufsicht über den Spielbetrieb „engmaschig und wirksam“ ist. Deshalb sei es oberstes Ziel der Landesregierung, diese staatliche Aufsicht zu verstärken. Das Casinospiel in NRW werde künftig in der gleichen Qualität und mit dem bestmöglichen Spielerschutz stattfinden, nur in anderer Trägerschaft.

Grundsätzliches Interesse an den NRW-Casinos hat die Firma Gauselmann mit Sitz im westfälischen Espelkamp gezeigt. Sie betreibt nach eigenen Angaben 330 Spielhallen in Deutschland und 360 im Ausland, zudem Spielcasinos in Sachsen-Anhalt, Berlin und auf einigen Kreuzfahrtschiffen.