Düsseldorf. Reul macht's Jäger nach. NRW zeigt wieder einmal Härte gegen Rocker. Diesmal trifft es die „Hells Angels“. Doch was bringen solche Aktionen?
Man kann sich vorstellen, dass dies den Rocker besonders schmerzt: Ausgerechnet Motorräder haben Polizisten am Mittwoch in mehreren rheinischen Städten von Abschleppfirmen abtransportieren lassen. Die schweren Maschinen sollen Teil des „Vereinsvermögens“ des Motorradclubs „Hells Angels Concrete City“ und seines Ablegers „Clan 81“ sein (Die „81“ steht für die „Hells Angels“). Aber diese Vereine gibt es seit Mittwoch nicht mehr, und damit gehören die Fahrzeuge nun dem Land NRW.
Ein Anwalt der „Hells Angels“ machte wegen der weggenommenen Krafträder gestern ziemlich Wirbel. Es handele sich um Privateigentum, wetterte er. Die Beamten hätten außerdem Uhren, Bargeld und sogar eine Bachelor-Arbeit mitgenommen. Der Jurist will rechtliche Schritte gegen das Vereinsverbot prüfen lassen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach hingegen von einer „glasklaren“ Rechtslage.
Seine 35 Seiten lange Verfügung zum Verbot, die bis zur Razzia am frühen Mittwochmorgen als Verschlusssache „VS-vertraulich“ eingestuft war, legt nahe, dass es sich bei diesen Gruppen mitnichten um harmlose Motorradclubs gehandelt hat. Sie stritten offenbar ständig mit verfeindeten Rockern und libanesischen Großfamilien im Raum Düsseldorf um Macht und Gebietsherrschaft. Hinweise auf Drogengeschäfte, Prostitution, Drohungen, Raub und Widerstand gegen Polizisten ziehen sich durch das ganze Papier.
Reul setzt fort, was Jäger begonnen hat
Innenminister Reul setzt mit dem Verbot fort, was sein Vorgänger Ralf Jäger begonnen hat. Jäger verfügte im Jahr 2012 das Aus für ein „Hells-Angels-Charter“ in Köln und ein „Bandidos-Chapter“ in Aachen. Die beiden englischen Begriffe stehen für „Ortsgruppen“.
Das Treiben der ursprünglich aus den Niederlanden stammenden „Satudarah“-Rocker wurde 2015 bundesweit beendet 2016 untersagte das Bundesinnenministerium einen Club der „Hells Angels“ in Bonn. Dazu kamen Kutten-Verbote und immer wieder Razzien. Doch die Zahl der Rocker ging in NRW nicht etwa zurück, sie steigt. Zwischen 2014 und heute hat sie sich annähernd verdoppelt auf derzeit 2170.
Zu den "Hells Angels" gehören 270 Rocker
Die „Bandidos“ sind mit rund 700 Mitgliedern in 23 Chartern laut Innenministerium die größte Rockervereinigung in NRW. Es gibt sie unter anderem in Duisburg und in Essen. Zu den „Hells Angels“ zählen rund 270 Rocker in 15 Chartern. Sie sind präsent in Düsseldorf, Mönchengladbach, Köln, Aachen und im westlichen Ruhrgebiet.
Zu den großen Rockerbünden gehörten auch „Gremium MC“ (rund 400 Mitglieder), „Freeway Riders MC“ (340) und „Outlaws MC“ (100). Die „Osmanen Germania“, die eng mit dem türkischen Staat verbunden sein sollen, haben 144 den Behörden bekannte Mitglieder, gelten aber nur als „rockerähnliche Gruppierung“.