Essen. Es sollte ein wichtiges Signal sein - aber es wurde zur PR-Pleite. Der Besuch von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei den Kurden im Nordirak stand ganz im Zeichen von Pech und Pannen. Die CDU-Frau erlebte einen bitteren Tag.
Immerhin: Technische Probleme hatte Ursula von der Leyen nicht. Ihr Flug zu den Kurden, den neuen Verbündeten im Kampf gegen die Terrorgruppe IS, konnte pünktlich starten und landen. Doch während die Ministerin Richtung Irak reiste, nahm daheim die Diskussion um defekte und nicht einsatzfähige Kampfhubschrauber und Transport-Flieger der Bundeswehr so richtig Fahrt auf.
Zusätzlich befeuert wurde die Debatte dadurch, dass die Ministerin den Kurden zwar die Unterstützung der Bundesregierung überbringen konnte - die versprochenen Waffen schmorten aber weiterhin gut verpackt daheim in Leipzig. Die Bundeswehr-Maschine, die die Panzerfäuste und Maschinengewehre zu den Kurden fliegen sollte, hatte technische Probleme und konnte nicht abheben.
Das gleiche gilt für die Transall, die Bundeswehrsoldaten von Bulgarien aus in den Irak fliegen soll, damit die Ausbilder den Kurden den Gebrauch der Waffen beibringen können. Seit Tagen hängt die Maschine fest. Dass von der Leyens Zwischenstopp in Bagdad ausfallen musste, weil die geplanten Gesprächspartner inzwischen weitergereist waren, fiel da schon gar nicht mehr auf.
Unverzagt lächelt sie in die Kameras
Alles in allem: Der erste Fall, in dem Deutschland Waffen liefert an eine Kriegspartei in einem nicht verbündeten Land, steht zumindest an diesem Tag unter keinem guten Stern. Der Ministerin blieb kaum anderes übrig, als gute Miene zum ärgerlichen Spiel zu machen.
Tapfer schritt sie den roten Teppich am Flughafen in Erbil hinab, reichte dem Präsidenten der kurdischen Autonomieregion, Massud Barsani, die Hand zum Foto, lächelte unverzagt in die Kameras. Schließlich ist der als PR-Coup geplante Besuch im Irak auch für die Ministerin persönlich eine wichtiges Ereignis.
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Nun ist aus der großen Schlagzeile ein Fiasko geworden. Die Ministerin erlebt die Mängel bei der Truppe gleichsam am eigenen Leib. Inmitten der hitzigen Debatte um die Rolle Deutschlands in den Krisenherden zwischen Irak, Syrien und Ukraine muss sich die Ministerin nun fragen lassen, ob die Bundeswehr überhaupt einsatzbereit ist.
Der Präsident ist unzufrieden und sagt es auch
Und auch von der Leyens Gastgeber, die Kurden, waren bei aller Freude über den Besuch aus Berlin auch nicht rundum zufrieden mit den Deutschen. Nach dem Treffen mit der Ministerin mahnte Präsident Barsani, dass "die Qualität der Waffen und die Anzahl der Waffen" noch besser sein könne. Bisher habe die kurdische Peschmerga-Armee in erster Linie "klassische Waffen" bekommen. Etwas mehr dürfe es schon sein.
Es war kein schöner Tag für Ursula von der Leyen.