Wer hätte das gedacht? 13 Jahre nach der Katastrophe am World Trade Center von New York zieht Amerika unter einem Friedensnobelpreisträger, der ganz viel ganz anders machen wollte als sein unheilvoller Vorgänger, in eine langwierige, blutige Auseinandersetzung mit einem Feind, der die Hintermänner des 11. September 2001 in punkto Entschlossenheit und Mordlust in den Schatten stellt.

Der gleichermaßen Geld wie Glaubwürdigkeit verschleißende Krieg gegen den Terror, den Präsident Barack Obama in der Ära nach George W. Bush ausschleichen lassen wollte, erhält ein neues Kapitel. Erfolgschancen? Bescheiden. Was immer die USA nun gegen den „Islamischen Staat“ unternehmen: Sie kämpfen nicht nur gegen eine ideologisch vernagelte Mörderbande, die keinen Platz auf dieser Welt haben darf. Sie kämpfen auch gegen schwere eigene Fehler, etwa die Auflösung der irakischen Armee nach dem Sturz Saddam Husseins, die das Erstarken der Barbaren begünstigt haben.

Die Gefahr ist groß, dass sich das frische Zweckbündnis moderater Muslime und Anrainer-Staaten gegen den IS beizeiten in Luft auflöst. Aber selbst wenn nicht. Ein militärischer Sieg gegen die Kopfabschneider ist kein Sieg im Kampf um die Köpfe der Menschen in der arabischen Welt. Dort wie in den hausgemachten Verlierer-Milieus europäischer Städte gehen Tausende junge Muslime den Propagandisten religiöser Perversionen auf den Leim. Solange die Führungsmacht des Westens dagegen keine glaubwürdige Erzählung findet, solange wird der Krebs des islamistischen Terrorismus weiter neue Metastasen ausbilden.