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Viele Städte und Gemeinden in NRW stecken infolge riskanter Kreditgeschäfte mit Fremdwährungen deutlich tiefer in den roten Zahlen als bisher bekannt. Das Pikante: Mit der Umschuldung eines erheblichen Teils ihrer Kredite in Schweizer Franken wollten die Kommunen ursprünglich Geld sparen und die Zinslast für die städtischen Haushalte senken. Eingetreten ist das genaue Gegenteil. Die Städte haben sich verzockt. „Wenn wir das damals nicht gemacht hätten, hätten wir jetzt eine Sorge weniger“, räumt ein Kämmerer gegenüber dieser Zeitung ein.

Rund 1,9 Milliarden Euro haben die NRW-Kommunen insgesamt an Krediten in ausländischen Währungen in den Büchern stehen. Die Städte seien dadurch enormen Wechselkursrisiken ausgesetzt, kritisiert der Steuerzahlerbund NRW. Besonders hohe Fremdwährungskredite sind in den ohnehin finanziell gebeutelten Ruhrgebiet-Städten aufgelaufen. Essen, Bochum und Hattingen mussten mehrstellige Millionensummen bilanziell abschreiben. Auch Siegen, Wilnsdorf und Herdecke stecken in der Devisen-Klemme. Hagen dagegen hat offenbar aus den Millionenverlusten durch hochspekulative Swaps gelernt und hat keine Kredite.

Essen dagegen schiebt Schulden in Höhe von 450 Millionen Schweizer Franken vor sich her. Aufgenommen wurde die Summe vor der weltweiten Finanzkrise 2008/09, als der Euro gegenüber dem Franken noch stark war. Der Wechselkurs lag damals bei 1,60 CHF/Euro und Schweizer Kredite waren rund zwei Prozentpunkte günstiger als deutsche. Der Zinsvorteil des Franken ist inzwischen aber längst weg; der Franken stark im Wert gestiegen. Heute bekommt man für einen Euro nur noch 1,21 CHF. Müsste Essen seine Franken-Kredite jetzt ablösen oder in Euro umschulden, verlöre die hoch verschuldete Stadt auf einen Schlag einen dreistelligen Millionenbetrag. Die Städte setzen daher auf Zeitgewinn. Bochums Kämmerer Manfred Busch: „Wir können nur warten, bis sich der Kurs eines Tages zu unseren Gunsten ändert.“