Berlin. . Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen erhebt schwere Vorwürfe gegen die Unterbringung von Flüchtlingskindern in Deutschland. Die Unterkünfte seien oft nicht altersgerecht und die Gesundheitsversorgung beschränke sich auf Notfallmedizin. Viele Kinder sind gerade einmal im Vorschulalter.

Sie leben oft jahrelang in Massenunterkünften, werden medizinisch nur notdürftig versorgt und leiden unter der Unsicherheit ihrer Lage: Das Kinderhilfswerk Unicef fordert kindgerechte Lebensbedingungen und mehr staatliche Unterstützung für die Flüchtlingskinder in Deutschland. „Sie haben ihr Zuhause verloren und brauchen besondere Förderung“, so Unicef-Vorstand Anne Lütkes.

Jeder dritte Flüchtling, der in Deutschland Schutz sucht, ist jünger als 18 Jahre – nach Schätzungen leben hier rund 65.000 Flüchtlingskinder ohne sicheren Aufenthaltsstatus. „Sie werden wie kleine Erwachsene behandelt“, sagt der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer.

Kinder als Dolmetscher

Zwar würden Flüchtlingskinder von ihren Familien und den deutschen Behörden gerne als Dolmetscher eingespannt, in der öffentlichen Diskussion um die Flüchtlinge werde das Schicksal der Kinder aber „ausgeblendet“.

Auch interessant

Anlässlich der Vorstellung einer neuen Unicef-Studie zur Lage der Flüchtlingskinder in Deutschland forderte Strässer gestern die Benachteiligung zu beenden: Die Unterkünfte müssten kindgerechter werden und mehr Privatleben ermöglichen; die gesundheitliche Versorgung dürfe sich nicht auf die Behandlung akuter Schmerzen und Erkrankungen beschränken; die Regeln des Asylverfahrens müssten das Kindeswohl stärker in den Blick nehmen.

In vielen Fällen sei gerade die Lage der Kinder in der verlassenen Heimat Grund für die Flucht: Angst vor Zwangsrekrutierung, Beschneidung, Kinderhandel.

50 Prozent der Flüchtlingskinder im Vorschulalter

Strässer kritisierte zudem das Vorhaben der Großen Koalition, Serbien, Bosnien und Mazedonien zu sicheren Herkunftsländern im Sinne des Asylrechts zu erklären. Gerade für Kinder aus Minderheiten gebe es dort keine „sozial und gesundheitlich sichere Situation“. Kindern aus Roma-Familien etwa werde oft der Schulbesuch verweigert, heißt es im Unicef-Bericht.

Fast 50 Prozent der Flüchtlingskinder in Deutschland sind laut Unicef noch im Vorschulalter, weitere 25 Prozent sind jünger als zehn Jahre alt. 2013 wurden in Deutschland für mehr als 36 000 Kinder Asylanträge gestellt.