Berlin. .
Vor zehn Tagen wurde Philipp Mißfelder 35 Jahre alt. Der „ewige Vorsitzende“ der Jungen Union (JU) muss abtreten. Die Wahl des Nachfolgers ist für die CDU keine Randnotiz. Die JU ist „eine unverzichtbare Truppe“ im Wahlkampf, wie es im Konrad-Adenauer-Haus heißt. Vor allem bahnt sich Unerhörtes an: eine Kampfkandidatur, der „Ernstfall“ der Demokratie.
Beim „Deutschlandtag“ des Union-Nachwuchses vom 19. bis 21. September in Inzell treten Paul Ziemiak und Benedict Pöttering gegeneinander an. Ziemiak ist der Favorit. Für den Iserlohner spricht vieles, auch das Gesetz der Serie: Drei der vier letzten JU-Chefs kamen aus NRW.
Mehr Mitglieder als die Grünen
Die JU hat 117 000 Mitglieder, mehr als jede Konkurrenz und fast doppelt so viele wie die Grünen insgesamt. Konservativ und wirtschaftsliberal war die JU schon früher. Daran knüpfte Mißfelder an. Vor allem wurde der Verband unter seiner Führung professioneller, schlagkräftiger und kampagnenstark. „Black is beautiful“ ist ein JU-Klassiker.
Seit zwölf Jahren führt der gebürtige Gelsenkirchener die JU, länger als jeder andere vor ihm. Als JU-Chef entdeckte er früh die Generationengerechtigkeit als Thema: „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen.“ Der Satz ist jetzt elf Jahre alt, aber unvergessen. „Ich habe viel Kritik einstecken müssen.“ Geschadet hat es ihm nicht. Es hat ihn gestählt.
Nun ist ein Neuanfang fällig. Dafür steht Ziemiak, 28 Jahre alt, Student aus dem Sauerland, Chef der JU in NRW. Er erklärte sich als erster, sprach in den Gremien vor, aber scheute die Öffentlichkeit. Wer sich wenig festlegt, verprellt auch keinen. So wurde Ziemiak zur Projektionsfläche für den Neuanfang.
Rebellisch und lautstark
Benedict Pöttering, zwei Jahre älter als Ziemiak, Politikersohn aus Niedersachsen, kam später und trumpfte anders auf: politischer, rebellischer, lautstark. Ein Mann der Basis, der die JU zum Stachel im Fleisch der Partei machen will und viel am Kurs der Merkel-CDU auszusetzen hat, am Rentenpaket, am Umgang mit der AfD oder auch am „inhaltsleeren und konfliktscheuen Politik-Stil“.
Zuletzt forderte Pöttering, der bei seiner Kandidatur professionell beraten wird, eine „echte Basisbeteiligung“. „Bild“ titelte: „Dieser blonde Bubi greift die Kanzlerin an.“ Dem einfachen Mitglied dürfte es gefallen haben. Im JU-Vorstand hingegen gab es einen heftigen E-Mail-Verkehr, viele Beschwerden ob seiner Profilierung.