Berlin..
Drei Tage nach der Rücktrittsankündigung von Berlins Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) ist Bewegung in die Nachfolgedebatte gekommen: Einen prominenten Bewerber aus der Bundespolitik hat die SPD zwar weiter nicht – dafür will jetzt überraschend auch Stadtentwicklungssenator Michael Müller für den Posten des Regierenden Bürgermeisters kandidieren. Der 49-Jährige war einmal „Kronprinz“ Wowereits, seine Chancen gelten als gut.
Müllers etwas verzögerte Bewerbung wurde in der Hauptstadt gestern als kleiner Coup bewertet. Er hat gewartet, bis in der öffentlichen Debatte die Skepsis über die beiden anderen Kandidaten laut genug zu hören war: Sowohl SPD-Fraktionschef Raed Saleh (37) als auch der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß (41), die nur wenige Stunden nach Wowereits Ankündigung ihren Hut in den Ring warfen, gelten Kritikern in der Partei als zu blass.
Martin Schulz hatte keine Lust
Ihre Popularitätswerte sind verheerend schlecht: In einer Umfrage der „Berliner Morgenpost“ und des Senders RBB erklärte selbst eine Mehrheit der SPD-Anhänger, die beiden Bewerber entweder gar nicht zu kennen oder abzulehnen. Auch die Spitze der Bundes-SPD hat signalisiert, dass die beiden Kandidaten eher Besorgnis auslösen. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat deshalb schon EU-Parlamentspräsident Martin Schulz eine Kandidatur angetragen, der hat aber keine Lust.
Müller könnte der lachende Dritte sein: Auch ihm fehlt zwar Charisma, aber als Ex-Partei- und Fraktionschef hat er die größte Erfahrung, profitiert von einem Amtsbonus als Stadtentwicklungssenator. Allerdings schien der gelernte Drucker den Zenit seiner Karriere schon überschritten zu haben, 2012 hatten ihn Saleh und Stöß aus dem Amt des Landesparteichefs gedrängt.
Das enge Vertrauensverhältnis zu Wowereit, der Müller einst als Nachfolger aufbauen wollte, hat darunter gelitten. Der scheidende Regierungschef signalisiert jetzt Unterstützung für Raed Saleh. Für Müller dagegen wirbt unter anderem der Neuköllner SPD-Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky. Mit weiteren Kandidaten wird im Landesverband nicht mehr gerechnet. Ende Oktober soll die Partei per Mitgliederentscheid abstimmen.