Minsk/Kiew. Während alle Welt auf den Krisengipfel in Weißrussland schaut, kommen aus der Ostukraine Neuigkeiten, die kaum Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe machen. Das ukrainische Militär nahm zehn russische Fallschirmjäger fest, die in die Ukraine eingedrungen waren. Russland spricht von einem Versehen.

Unmittelbar vor dem Krisengipfel in Minsk haben heftige Kämpfe den Konflikt in der Ostukraine verschärft. Militär und prorussische Separatisten berichteten am Dienstag von Hunderten Toten innerhalb von 24 Stunden.

Zudem nahm das ukrainische Militär zehn russische Soldaten fest, die über die Grenze eingedrungen waren. Bei dem mit Spannung erwarteten Gipfel in Minsk waren am Nachmittag Verhandlungen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und Kremlchef Wladimir Putin geplant.

Vor seiner Reise in die weißrussische Hauptstadt beriet sich Poroschenko nach Angaben aus Kiew in einem Telefonat mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Poroschenko habe Merkel über die Verschlechterung der Lage in der Ostukraine informiert und mit ihr über Wege für eine friedliche Lösung des Konflikts geredet, teilte das Präsidialamt mit. Eine konkrete Einigung auf einen Waffenstillstand galt als unwahrscheinlich. Es besteht aber die Hoffnung, dass sich die Nachbarn zumindest im Streit um russische Gaslieferungen näher kommen könnten.

Poroschenko trifft Ashton und Lukaschenko

Nach seiner Ankunft in Minsk traf sich Poroschenko zunächst mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Er hoffe darauf, dass der Minsker Gipfel Frieden in der Ukraine bringe, sagte er nach dem Gespräch. Anschließend stand ein Treffen mit dem weißrussischen Staatschef Alexander Lukaschenko auf dem Programm. Der russische Präsident Putin sollte am frühen Nachmittag in der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik eintreffen.

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Große Aufregung lösten in Kiew Berichte über zehn russische Fallschirmjäger aus, die am Rande der Kampfzone in der Region Donezk gefangene worden waren. Die Ukraine wirft Russland vor, die prorussischen Separatisten mit eigenem Militärpersonal zu unterstützen.

Ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums in Moskau bestätigte Agenturen zufolge die Festnahme russischer Soldaten. Es habe sich um eine Grenzpatrouille gehandelt, die an einer nicht markierten Stelle zufällig auf ukrainisches Gebiet gelangt sei, sagte er.

Viele Tote bei Kämpfen in der Ostukraine

Die Führung in Kiew und die prorussischen Separatisten berichteten von heftigen Gefechten. Innerhalb von 24 Stunden seien fast 250 militante Kämpfer getötet worden, teilte der ukrainische Sicherheitsrat mit. Den Aufständischen zufolge wurden zudem mehr als 80 Soldaten getötet oder verletzt und mehr als 40 gefangen genommen, wie russische Agenturen berichteten. Nach Angaben des Sicherheitsrats in Kiew wurden zudem vier Grenzschützer getötet.

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Überdies haben die Aufständischen nach eigener Darstellung an verschiedenen Orten im Konfliktgebiet bis zu 7000 ukrainische Kämpfer aus Freiwilligenbataillonen eingekreist. Das Militär bestätigte die Information zunächst nicht. Bei Beschuss der Großstadt Donezk kamen zudem nach Angaben des Stadtrats drei Zivilisten ums Leben.

Großen Erwartungen im Westen

Im Westen waren die Erwartungen an den Minsker Gipfel hoch. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) und der Russland-Beauftragte der Bundesregierung Gernot Erler (SPD) sprachen von einer Chance.

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"Natürlich gibt es Hoffnungen, dass jetzt ein kontinuierlicher Gesprächskontakt begonnen wird", sagte Erler im Gespräch mit hr-iNFO. Zur Rolle der drei EU-Vertreter bei dem Treffen sagte Schulz, die EU müsse signalisieren, dass sie in der Lage sei, Gasausfälle für einen bestimmten Zeitraum kompensieren zu können.

Das russische Wirtschaftsministerium erwartet wegen der Ukraine-Krise einen noch massiveren Kapitalabfluss als bisher befürchtet. Vermutlich würden ausländische Investoren im laufenden Jahr mehr als 100 Milliarden US-Dollar (etwa 76 Milliarden Euro) aus Russland abziehen, sagte Behördensprecher Oleg Sassow.

Bisher hatte das Ministerium mit maximal 90 Milliarden US-Dollar gerechnet. "Der Kapitalabfluss wird sinken, wenn sich die Situation um die Ukraine stabilisiert. Doch bis zum Jahresende wird er hoch bleiben", sagte der Experte Dmitri Sawtschenko. (dpa)