Moskau.. Vier Filialen der US-Fast-Food-Kette sind betroffen. Angeblich gibt es dort Hygiene-Probleme, Experten vermuten jedoch eine Strafaktion wegen der wirtschaftlichen Sanktionen der USA und sprechen vom Versuch der Einschüchterung. Allein: Was wird jetzt aus McDonald's russischen Lieferanten?

Russland macht Ernst, zumindest gegenüber McDonald’s. Die Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor gab gestern die Schließung von vier Filialen der amerikanischen Fast-Food-Kette in Moskau bekannt. Rospotrebnadsor warf McDonald’s Verstöße gegen zahlreiche sanitäre Auflagen vor, die Behörde leitete ein Ordnungsverfahren ein. Geschlossen wurde unter anderem das Lokal am Puschkin-Platz, das noch 1990 unter der Sowjetmacht eröffnet wurde und als größter Fast-Food-Saal in Europa gilt.

Laut der Agentur Ria Nowosti gerät McDonald’s auch in der Provinz unter Druck. Im Umland von Moskau, in Lipezk, Tula und in Tatarstan sind Sonderkontrollen gegen die amerikanischen Imbisshallen im Gange, in Jekaterinburg, Ufa sowie den Regionen Krasnodar und Tambow werden sie erwartet.

"Wir benehmen uns wie ein kleiner Flegel"

Marktexperten glauben, die Schwierigkeiten der Schnellimbisskette seien keineswegs hygienischen Ursprungs. Auch die prestige- und umsatzträchtigen Hauptstadtfilialen soll es nicht zufällig getroffen haben. „Das ist ein Akt der Einschüchterung“, sagt der Wirtschaftskonsultant Andrei Petrjakow. „Damit kein Feind mehr vor den Kremlmauern auftaucht.“

Die Kampagne gegen McDonald’s gilt hier als verdeckte Antwort auf die Wirtschaftssanktionen der USA gegen die russische Ukraine-Politik. „Ohne ernsthafte Einflusshebel gegenüber der westlichen Wirtschaft zu besitzen, benehmen wir uns wie ein kleiner Flegel, der sein Häufchen am Gartenzaun eines respektablen Hauses macht und dann wegrennt“, spottet der Oppositionsblogger Ayder Muschdabajew.

Burger King und Subway sind nicht betroffen

Andere bekannte US-Ketten wie Burger King oder Subway bleiben bisher unbehelligt. Nach Ansicht russischer Beobachter fiel McDonald’s aus der Rolle, als es im April seine Filialen auf der Krim nach deren Annektierung durch Russland dicht machte. Danach forderten der nationalpopulistische Duma-Abgeordnete Wladimir Schirinowski ein Verbot von McDonald’s in Russland.

Die Kette gilt bei der russischen Mittelklasse als durchaus schick, ihre Besucher versichern gern, „Makdonald“ verkaufe hochwertigere Hamburger als die Filialen im westlichen Ausland. Auf jeden Fall bestehen sie fast ausschließlich aus „vaterländischen“ Lebensmitteln. „70 Prozent unserer Produktion liefern wir an McDonald’s, Burger King und KFC“, sagte ein Sprecher des russischen Gemüseherstellers „1 Salat“. „Sollten sie schließen, werden wir auch dicht machen. Das ist einfacher und billiger.“