Washington. . Islamistische Terroristen haben im Irak den US-Reporter James Foley enthauptet. Mit einem Video der brutalen Hinrichtung des 40-Jährigen warnen die IS-Milizen die USA, sich nicht in die Kämpfe in Syrien und im Irak einzumischen. 20 weitere internationale Journalisten gelten als vermisst.

Als unter den Besuchern, die am späten Dienstagabend im Haus von John und Diane Foley in Rochester im US-Bundesstaat New Hampshire ein und aus gingen, ein Priester gesichtet wurde, war auch der letzte Funken Hoffnung dahin.

Wenige Stunden später bestätigten amerikanische Regierungsvertreter und der britische Außenminister gegenüber Medien, was bis dahin nur unbeglaubigter Wahnsinn in einem grausamen Video zu sein schien: Zum ersten Mal seit Ausbruch des Syrien-Konflikts im Frühjahr 2011 hat das radikal-islamistische Terror-Netzwerk „Islamischer Staat“ (IS) einen amerikanischen Staatsbürger ermordet und sich damit auf perfide Weise gebrüstet.

James Foley (40), einem kriegserfahrenen Berichterstatter für das Bostoner Nachrichten- Portal Global Post und die französische Nachrichten-Agentur afp, der seit 2012 in Syrien als verschleppt galt, wurde von einem schwarz gekleideten Mann, der Arabisch mit britischem Akzent sprach, nach Verlesen einer kruden Todesbotschaft der Kopf abgeschnitten.

Zweiter entführter Journalist als Warnung vorgeführt

Adressat des technisch anspruchsvollen Videos (Titel: „Eine Botschaft an Amerika“) ist Barack Obama. Seit der amerikanische Präsident grünes Licht gab für eine militärische Antwort auf die wachsende Bedrohung durch die Dschihadisten sind über 70 Luftangriffe auf IS-Ziele im Nordirak geflogen worden. Obamas Ankündigung, die Bombenkampagne werde noch Monate andauern, setzten die Islam-Terroristen mit der Hinrichtung Foleys jetzt die erste Reaktion entgegen. Versehen mit der Drohung, weitere US-Staatsbürger zu töten, wenn das Weiße Haus die Luftangriffe nicht einstellt. Mit dem ebenfalls in Syrien entführten US-Journalisten Steven Sotloff (Time, Forein Policy) wurde ein weiteres potenzielles Opfer vorgeführt; im orange-farbenen Gefängnis-Overall, kahl geschorenem Kopf und auf den Knien.

Das politische Washington reagierte erwartungsgemäß. Von einem „barbarischen Akt“ und einem „scheußlichen Verbrechen“ sprachen Vertreter von Regierung und Parteien in ersten, noch vorsichtigen Stellungnahmen. Der IS erweise sich zunehmend als direkte Bedrohung Amerikas, sagten republikanische Abgeordnete und forderten eine „starke Antwort“ der Regierung, die sich bislang auf chirurgische Luftangriffe im Nord-Irak beschränkt.

Wiederholte Ritualmorde

Dass die Entrüstung über das Verbrechen dennoch formelhaft geriet, liegt nach Ansicht von Denkfabriken in Washington auch daran, dass die USA „seit zwölf Jahren mit den auf die Verbreitung von Angst und Schrecken zielenden Ritualmorden vertraut sind, bei denen Dschihadisten archaische Bestialität mit den Möglichkeiten digitaler Kommunikation verbinden“.

Als im Januar 2002 der Wall Street-Journal-Reporter Daniel Pearl in Pakistan vor laufender Videokamera enthauptet wurde, war der Aufschrei gewaltig. „Bombt sie zurück in die Steinzeit, diese Barbaren“, schrieben manche Kommentatoren. Als 2004 der jüdisch-amerikanische Geschäftsmann Nicholas Berg (26) auf ähnliche Weise durch die Hand des Terroristenführers Abu Mussab Al Zarkawi starb, war die Empörung deutlicher überschaubarer. Zwei Jahre später wurde Zarkawi bei einem US-Luftangriff liquidiert. Präsident Obama wird, wie in anderen Fällen auch, Weisung erteilen, die Verantwortlichen für den Mord an James Foley zur Rechenschaft zu ziehen. Mit allen Mitteln.

Erfahrener Kriegsberichterstatter

James „Jim“ Foley hatte seit Jahren aus Krisen-Regionen wie Afghanistan, Irak und Libyen berichtet, wo er im Frühling 2011 sechs Wochen in Gefangenschaft geriet. Vor seinem Wechsel in die Medienbranche arbeitete Foley als Lehrer für benachteiligte Jugendliche und Häftlinge. Auch darum lag der Konflikt in Syrien dem dunkelhaarigen, schlaksigen Mann besonders am Herzen. „Ich liebe es, darüber zu berichten.“ Seine Eltern reagierten in ihrem Schmerz bemerkenswert. „Wir sind niemals stolzer auf unseren Sohn Jim gewesen. Er hat sein Leben dafür gegeben, der Welt das Leid der Menschen in Syrien zu zeigen.“

Mit Blick auf weitere 20 verschleppte Journalisten verschiedener Nationalitäten, die das New Yorker Medien-Komitee CPJ in Syrien wähnt, rief Diane Foley die IS-Terroristen zur Umkehr auf: „Wir flehen die Kidnapper an, das Leben der restlichen Geiseln zu verschonen. Wie Jim sind auch sie Unschuldige. Sie haben keine Kontrolle über die Politik der US-Regierung im Irak, in Syrien oder irgendwo sonst in der Welt.“