Donezk. .

In mattem Weiß glänzen rund 300 frischlackierte russische Lkw in der Augustsonne nahe dem ukrainischen Grenzübergang Donezk-Iswarino. „Kein Schritt vorwärts, kein Schritt zurück“, kommentiert das Moskauer Staatsfernsehen den Nervenkrieg um den Konvoi. Vor einer Woche ist die drei Kilometer lange Kolonne in Moskau aufgebrochen – mit Lebensmitteln, Schlafsäcken und Generatoren.

Nun stecken die Fahrzeuge seit Tagen fest – kurz vor Lugansk. In der Kampfzone warten Zehntausende auf Versorgung. Aber es gibt einen Lichtblick: Die Ukraine erkannte die scharf beobachtete Lkw-Ladung nun offiziell als humanitäre Hilfe an. Es seien keine Waffen an Bord, sondern unter anderem Grütze, Fleisch und Babynahrung, sagt Sozialministerin Denissowa. Doch ohne Sicherheitsgarantien will das Rote Kreuz seine Mitarbeiter nicht mit der Lieferung durch das Kriegsgebiet schicken. Ohne Waffenruhe würden die Hilfsgüter aber ihr Ziel nie erreichen, meinen Beobachter.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich zuletzt immer wieder für eine beiderseitige Feuerpause ausgesprochen. Und sie hatte Putin in Telefonaten aufgefordert, entsprechend auf die Aufständischen einzuwirken. Mit keinem ausländischen Regierungschef hat Putin seit Beginn der Ukraine-Krise mehr gesprochen als mit Merkel. „Er schätzt sie als Realpolitikerin“, meint Dmitri Trenin vom Carnegie Center in Moskau.

Immer wieder betont der Kreml, dass Russland in diesem wohl schwersten Ost-West-Konflikt seit dem Ende des Kalten Krieges „zum Dialog bereit“ sei. Außenminister Lawrow überlegte daher nicht lange, als sein deutscher Kollege Steinmeier zum Krisentreffen am Sonntagabend in Berlin rief. Ein Gespräch mit dem ukrainischen Au­ßenminister Klimkin und dem französischen Ressortchef Fabius soll die Lage zumindest ein wenig entspannen. Es bestehe die Gefahr, „dass wir immer weiter hineinschlittern in eine Konfrontation unmittelbar zwischen ukrainischen und russischen Streitkräften“, sagte Steinmeier zum Auftakt. „Das muss auf alle Fälle vermieden werden.“