Frankfurt.. Erst Israel, dann der Irak und die von Ebola betroffenen Gebiete in Afrika: In einem Protestschreiben beklagen die Kabinenmitarbeiter der Lufthansa unzumutbare Belastungen bei Flügen in unsichere Weltgegenden. Die Chefetage beteuert, dass die Sicherheit stets Vorrang habe.

Bei der Lufthansa haben Linienflüge in Krisen- und Krankheitsgebiete zu einem Zerwürfnis zwischen Bordpersonal und Chefetage geführt. Die Personalvertretung spricht in einem Schreiben, das DerWesten vorliegt, von einer „tiefen Vertrauenskrise mit unserem Management“. Angst lasse sich nicht per Knopfdruck abstellen. Die Chefs des Kabinenpersonals wiesen die Unterstellung zurück, das Unternehmen stelle die Sicherheit hinter wirtschaftlichen Erwägungen zurück. Man treffe die Entscheidung zu fliegen nach Faktenlage.

Die Flüge nach Erbil in den Nordirak hat die Lufthansa vor drei Tagen gestrichen. Nach Tel Aviv und ins von Ebola zumindest berührte Nigeria fliegt die Gesellschaft allerdings weiterhin täglich. „Wir beobachten die Lage sehr genau“, beteuern die Verantwortlichen.

Eine "tiefe Vertrauenskrise"

Dem Kabinenpersonal allerdings reicht das nicht. Von einer „tiefen Vertrauenskrise“ sprechen dessen Vertreter in einem internen Papier, das dieser Redaktion vorliegt. Das Verhältnis zur Chefetage ist durch den radikalen Sparkurs ohnehin belastet. Und nun fühlen sich die Mitarbeiter in ihren Ängsten allein gelassen, wie dem Protestschreiben zu entnehmen ist.

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„Die Bereitschaft der einzelnen Crewmitglieder in einer solchen von unserer Führung scheinbar erwarteten emotionalen On/Off-Grundhaltung noch weitere Belastungen auf uns zu nehmen, ist ausgereizt.“ Bis die „Einsatzrücktrittsklausel“ in Kraft gesetzt worden sei, bei der ängstliche Mitarbeiter aus ihrer Sicht heikle Flüge verweigern dürfen, sei eine „viel zu lange Zeit“ vergangen. Die Geschäftsleitung habe sich „sehr schwer damit getan, zügig operationelle Entscheidungen zu treffen, die vor allem die Sicherheit unserer Crews im Fokus gehabt hätten“.

Bauchgefühle gegen Fakten?

Die Chefs des Kabinenpersonals, Wolfgang Kolhagen und Michael Knauf wiesen die Vorwürfe zurück. Sicherheit sei „das allererste Prinzip unserer Arbeit“. Kein wirtschaftliche Erwägung könnte es rechtfertigen, ein unkalkulierbares Risiko für Crew und Passagiere einzugehen. Ängste seien verständlich, Bauchgefühle aber kein Ersatz für „relevante Fakten und Informationen“ als Basis für Entscheidungen. Man vertraue der Abteilung für innere Konzernsicherheit. Die sei perfekt vernetzt.