Duisburg. .

NRW-Umweltminister ­Johannes Remmel (Grüne) hat mit einem Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) die Diskussion um die Delfinhaltung im Duisburger Zoo wieder angefacht. „Ich kann nicht ­erkennen, wie eine tier- und ver­haltensgerechte Unterbringung von Delfinen in Zoos möglich sein sollte“, schreibt er. Während Tierschützer Remmel unterstützen, ­äußerte sich der Duisburger Zoo­direktor Achim Winkler verärgert über die erneute Diskussion, ob die Haltung der Meeressäuger mit den possierlichen Namen wie Delphi und Daisy artgerecht sei.

Die Hauptattraktion in Duisburg

Das Schreiben von Remmel ist eine Reaktion auf das umstrittene ­Säugetiergutachten aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium. Es bleibe, so Remmel, bei Delfinen hinter den Erwartungen an eine tiergerechte Haltung zurück und nehme Einschränkungen in Kauf, etwa bei Bewegungsbedürfnis und Sozialverhalten. Das Ministerium sieht das anders. Im besagten Gutachten seien gerade bei Delfinen die Anforderungen an die Haltung erhöht worden. Duisburg und Nürnberg hielten sich daran. ­Pikant: Das zweite verbliebene Delfinarium steht also im von der CSU des Bundeslandwirtschaftsministers regierten Bayern.

Die Grünen haben sich in Bund und Land klar gegen Delfinarien ausgesprochen und stehen damit in NRW im Widerspruch zum Düsseldorfer Koalitionspartner SPD. Die Grünen in Duisburg vertreten verschiedene Positionen, so ihr Sprecher Matthias Schneider, aber: „Ohne Alternativkonzept kann man die Delfinhaltung in Duisburg nicht in fünf Minuten abschaffen.“ Schneider spielt darauf an, dass die großen Tümmler die Hauptattraktion des finanziell angeschlagenen Zoos sind, der sich am Kaiserberg an die A 40 schmiegt. Erst 2013 ­hatte man den zuvor separat erhobenen Preis für die bis zu viermal täglich gezeigte Delfinshow auf den Eintrittspreis (jetzt 14,50 Euro für Erwachsene) aufgeschlagen.

Doch das Wohl der Publikumsmagneten in Duisburg und Nürnberg wird die Tierschützer auch ­zukünftig beschäftigen. „Fortpflanzung allein ist kein Indikator für Wohlbefinden“, sagt Henriette Mackensen, Tierärztin und Referentin beim Deutschen Tierschutzbund.

Eine Minute geradeaus schwimmen

Die Tierschützer sehen einen Verstoß der Zoo-Delfinarien gegen das Tierschutzgesetz, das vermeidbare Leiden, Schmerzen und Schäden von Tieren verbietet. Daher wollen sie die Einfuhr von Delfinen ver­bieten. Auf diesem Wege könne man sicherstellen, dass keine Wildfänge mehr in Zoos gelangten. Die Schweiz hatte mit dieser Argumentation ein Delfin-Einfuhrverbot ­beschlossen. In England wurden sämtliche 30 Delfinarien geschlossen. Doch ob sich die ausgewie­senen Delfinarien-Gegner in Deutschland durchsetzen werden, ist fraglich. Erst im vergangenen Jahr waren die Grünen im Agrarausschuss mit ihrem Antrag gescheitert, die Delfinarien schließen zu lassen. Der Antrag stützte sich auf eine Stellungnahme der Ruhr-Universität Bochum. Demnach sei eine artgerechte Haltung der ­Meeressäuger nur möglich, wenn ein Becken wenigstens eine Bahnenlänge bis 900 Meter aufweise, um den Delfinen zu ermöglichen, wenigstens eine Minute geradeaus zu schwimmen. Duisburg und Nürnberg erfüllen diese wissenschaftlich dargestellte Voraus­setzung nicht.