Potsdam. . Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwisenschaften der Bundeswehr hat im Auftrage der Verteidigungsministeriums Soldaten beobachtet, die in Afghanistan eingesetzt wurden. Das Ergebnis: Viele der Heimkehrer sind selbstbewusster als vorher. Doch bis zu acht Prozent sind dauerhaft traumatisiert.

Die Einsätze in Afgha­ni­stan haben für deutsche Soldaten gravierende Auswirkungen auf ihr weiteres Leben. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie der Bundeswehr über Rückkehrer aus dem ­Konfliktgebiet am Hindukusch.

Selbstbewusstsein wächst

Viele Soldaten berichteten nach ih­rer Heimkehr von größerem Selbstbewusstsein und einer grö­ßeren Wertschätzung des Lebens, ­er­läu­terte die Studienleiterin Anja Seiffert vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam. Ein Teil der Heimkehrer, etwa fünf bis acht Prozent, fühle sich ­dagegen auch zwei Jahre nach dem Einsatz „fremd im eigenen Leben“. Die Betroffenen litten unter anhaltenden seelischen und/oder körperlichen Verletzungen. Generell sei die Zeit des Einsatzes für die Soldaten und ihre Familien „extrem belastend“, sagte Seiffert.

Die Forscher befragten im Auftrag des Verteidigungsministeriums mehr als 4000 deutsche Soldatinnen und Soldaten des 22. Kontingents der internationalen Afghanistantruppe Isaf. Demnach stellen ­per­sön­liche Veränderungen für die Soldaten nach der Rückkehr aus dem Einsatz „nicht die Ausnahme, sondern die Regel dar“, heißt es in der Untersuchung. Die Mehrzahl der Be­fragten habe allerdings von positiven Auswirkungen des Einsatzes auf die eigene Person berichtet.

Bei der Studie mit dem Titel ­„Afghanistanrückkehrer. Der Einsatz, die Liebe, der Dienst und die ­Familie“ handelt es sich den Angaben zufolge um die erste Langzeitstudie der Bundeswehr zu Einsatzsoldaten überhaupt. Die Potsdamer Forscher begleiteten die Isaf-Solda­ten von März bis Oktober 2010. In dieser Zeit gab es mehrere blutige Gefechte mit Aufständischen, bei de­nen laut Seiffert sieben deutsche Soldaten fielen. Insgesamt waren 21 Prozent der Studienteilnehmer im Auslandseinsatz in Afghanistan in Kampfhandlungen verwickelt. Erst Ende Juli hatte Bundesver­teidi­gungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die deutschen Soldaten in Nordafghanistan besucht. Insgesamt sind noch fast 50 000 ­Soldaten aus 46 Ländern am Hindukusch, darunter 2400 deutsche.

Militärsoziologen forschen

Das ZMSBw in Potsdam mit rund 140 Mitarbeitern betreibt militär­soziologische und sicherheitspoli­tische Forschung für die Bundeswehr. Ein Hauptprojekt sind die Einsätze der Bundeswehr seit 1990. ­Ge­forscht wird aktuell außerdem zum Ersten Weltkrieg und zur deutsch-deutschen Militärgeschichte – hier vor allem zur Rolle der ­Bundeswehr in der Nato und der ­Nationalen Volksarmee der DDR im Warschauer Pakt.