Tel Aviv/Gaza. .
Es ist die vierte israelische Bodenoffensive im Gaza-Streifen seit Juni und November 2006 sowie Januar 2009. Die Armee leitete sie mit massivem Beschuss von Artillerie, Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen ein. Die Soldaten sollen den anhaltenden Raketenbeschuss israelischer Städte durch die radikal-islamische Hamas unterbinden.
Vier Kinder unter den Opfern
Israels Ministerpräsident Netanjahu drohte gestern, den Einsatz in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer auszuweiten. „Wir haben die Streitkräfte angewiesen, sich auf die Möglichkeit einer ernsthaften Ausweitung der Bodenaktivitäten einzustellen“, sagte Netanjahu. 70 000 Soldaten stünden bereit.
Noch lässt sich nicht genau sagen, exakt welches Ereignis die Israelis in der Nacht zum Freitag dazu bewegte, nach zehn Tagen Luftkrieg nun doch Truppen in den Gaza-Streifen zu schicken. Kurz vor der fünfstündigen humanitären Waffenpause, die es der Bevölkerung im Gaza-Streifen erlauben sollte, sich mit Nahrungsmitteln und Medikamenten auszustatten, waren 13 Kämpfer eines schwer bewaffneten Hamas-Kommandos durch einen Tunnel nach Israel eingedrungen. Laut Aussagen des israelischen Staatspräsident Peres hatten sie vor, in den Kibbuz Sufa einzudringen, der nur zwei Kilometer von der Tunnelöffnung entfernt liegt, um dort ein Massaker anzurichten. Sie wurden aber entdeckt und flohen durch den Tunnel zurück nach Gaza.
Danach verletzten Palästinenser wiederholt die humanitäre Waffenruhe und beschossen Israel mit Granaten. Minuten bevor die Waffenruhe offiziell enden sollte, nahmen die Islamisten den Beschuss israelischer Städte mit neuer Intensität auf und schossen rund 120 Raketen ab. Dann berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNRWA, dass radikale Palästinenser 20 Raketen in einer ihrer Schulen versteckt hatten: UNRWA-Sprecher Gunness verurteilte „diese offensichtliche Verletzung der Unantastbarkeit unserer Einrichtungen.“
Seit Beginn der Offensive griffen die israelische Luftwaffe und Marine mehr als 100 Ziele im Gaza-Streifen an. Truppen rückten im Norden, Osten und Süden Gazas ein. Die Zahl der palästinensischen Opfer stieg dramatisch: Mehr als 20 Menschen kamen laut Angaben aus Gaza seit Donnerstagnachmittag ums Leben, darunter auch vier Kinder: Acht Jahre alte Zwillinge, ihr Cousin (10) und ein vier Jahre alter Freund, die auf einem Dach spielten, als dort eine Rakete einschlug. Auf israelischer Seite wurde der erste gefallene Soldat gemeldet.
Soldat verschleppt
Eines der Hauptziele der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen ist das weit verzweigte Tunnelsystem der Hamas. Hunderte unterirdische Gänge verlaufen zumeist im Grenzgebiet zu Israel und Ägypten. Auch zwischen Häusern im Inneren des Gazastreifens verlaufen Tunnel, die als Fluchtwege für militante Kämpfer dienen. Die Führung der Hamas versteckt sich nach israelischen Informationen seit Beginn der Offensive am 8. Juli in unterirdischen Bunkern.
Die in Richtung Israel gegrabenen Tunnel dienen vor allem Terrorzwecken. Durch die Gänge, die oft in monatelanger Arbeit ausgehoben und mit Zement verstärkt werden, können bewaffnete Kämpfer über die Grenzen geschleust werden. Durch einen solchen Tunnel wurde 2006 auch der Grenzsoldat Gilad Schalit verschleppt.