Amsterdam/Kiew. In Malaysia und vor allem in den Niederlanden hat der Abschuss einer malayischen Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord Entsetzen und tiefe Trauer ausgelöst. Niederländische Experten wollten umgehend in die Ostukraine reisen, um den Absturz zu untersuchen.

Der rus­sische Präsident Wladimir Putin sagte eine „umfassende und objektive Untersuchung aller Ursachen“ zu. Angehörige der niederlän­dischen Opfer wurden von Psychologen betreut – abgeschirmt von den Medien.

Fassungslos trugen sich Tausende Niederländer auf Kondolenz­listen im Internet ein und sprachen den Angehörigen ihr Beileid aus. Auf allen öffentlichen Gebäuden wurden am Freitag die Fahnen auf Halbmast gesenkt.

Die über der Ostukraine abgestürzte Passagiermaschine ist nach Informationen der USA wahrscheinlich von einer Boden-Luft-Rakete aus dem von prorussischen Separatisten besetzten Gebiet ­abgeschossen worden. „Wir können nicht ausschließen, dass russisches Personal beim Betrieb dieser Systeme geholfen hat“, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power.

Durch den mutmaßlichen Abschuss kamen alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder der Malaysia-Airlines-Boeing ums Leben. An Bord waren 189 Niederländer und vier Deutsche, darunter nach Presseberichten zwei Frauen aus NRW. Auch 44 Malaysier, 27 Australier, 12 Indonesier, neun Briten, vier Belgier, drei Philippiner, ein Kanadier und ein Neuseeländer starben. Alle betroffenen ­Länder fordern eine umfassende Untersuchung der Tragödie.

Nach Angaben der prowest­lichen Führung der Ukraine haben die Separatisten keine Raketenflugabwehrsysteme vom Typ „Buk“ für den Abschuss von Flugzeugen in ihrem Besitz. Aus Sicht der ­Ukraine führt die Spur deshalb nach Russland. Die Boeing kann nach Ansicht von US-Experten nur von einer hoch komplexen Waffe getroffen worden sein. Tragbare Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, reichten nicht aus, ein Verkehrsflugzeug in 10 000 ­Metern Höhe zu treffen.

Angesichts der Tragödie rief ­Putin die Konfliktparteien in der Ukraine zu einem Ende der Kampfhandlungen auf. Malaysias Ministerpräsident Najib Razak forderte eine lückenlose Aufklärung.

Das Luftfahrtbundesamt sprach am Freitag die dringende Empfehlung an alle deutschen Fluggesellschaften aus, Überflüge über ­Krisengebiete zu vermeiden. Die Lufthansa änderte nach dem ­Unglück bereits ihre Routen nach Asien. Die Ostukraine werde vorerst weiträumig umflogen, hieß es.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Flug-Experte Markus Tressel kritisiert die „Risikobewertung“ der Bundesregierung. Für ­Syrien habe es Warnungen vor dem Überfliegen gegeben, für die Ukraine nicht. Warnungen müssten nach „einheitlichen Kriterien“ erfolgen, sagte er der WAZ. „Solche Lufträume müssen weiträumig umflogen werden, um weitere Opfer zu vermeiden“.